Nach Recherche zu NS-Zeit : Hans Abich gestrichen
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Eine Gründerfigur der Film- und Fernsehbranche: Hans Abich (1918 bis 2003). Bild: epd-bild / Norbert Neetz
Der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste ist der Schreck in die Glieder gefahren. Sie vergibt auf dem Fernsehfestival Baden-Baden den angesehenen Hans-Abich-Preis, aber ohne den Namenspatron zu erwähnen. Warum?
Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste wird den renommierten Hans-Abich-Preis in diesem Jahr zwar vergeben, aber nicht unter dem Namen des Preispatrons. Sie verleiht auf dem Fernsehfilm Festival in Baden-Baden Ende des Monats stattdessen einen „Ehrenpreis für herausragende Leistungen“ an die Produzenten Quirin Berg und Max Wiedemann.
Damit reagiert die Akademie auf eine Recherche der Wochenzeitung Die Zeit, welche die juristische Karriere Abichs in der NS-Zeit dargelegt hatte. Diese nehme man, teilt die Akademie mit, „mit Überraschung und Betroffenheit zur Kenntnis“. Man werde die Rechercheergebnisse „prüfen und aufarbeiten“ und den Preis „in Anbetracht der aktuellen Sachlage“ nicht unter dem Namen Hans Abichs vergeben.
Hans Abich (1918 bis 2003) war Filmproduzent, Intendant von Radio Bremen, Programmdirektor der ARD und Mitbegründer des Fernsehfilm Festivals Baden-Baden (früher Baden-Badener Tage des Fernsehspiels). Ein Jahr nach seinem Tod war der nach ihm benannte Preis ins Leben gerufen worden. Die Akademie steht nun vor der Frage, wie sie Abichs unbestrittene Lebensleistung in seinem Wirken für Film und Fernsehen, insbesondere für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, in der Bundesrepublik im Vergleich zu seinem Mitläufertum als junger Mann in der NS-Zeit gewichtet.
Abich war Mitglied der NSDAP, wissenschaftliche Hilfskraft im Reichspropagandaministerium und Redakteur zweier Propagandablätter. Als Produzent, Intendant in Bremen und Programmdirektor der ARD gab er Film und Fernsehen im Nachkriegsdeutschland große Impulse.