Zum Tod von Tilo Prückner : Rasender Reporter
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Tilo Prückner (1940 - 2020). Bild: dpa
Tilo Prückner spielte im Fernsehen oft komische Rollen und Außenseiter. Er war ein Individualist, kein Mann, der sich einem Kollektiv untergeordnet hätte. Ein Nachruf.
Unvergessen ist Tilo Prückner als rasender Reporter mit Schnauzbart und berühmtem Namen in Niklaus Schillings Tragikomödie „Der Willi-Busch-Report“ aus dem Jahr 1979. Mit unorthodoxen Methoden versucht er darin das Überleben seiner Provinzpostille „Werra-Post“ zu sichern, die durch den Mauerbau in den publizistischen Windschatten geraten ist und um die Existenz fürchten muss.
Mit Titelgeschichten à la „Mädchen sagt Wiedervereinigung voraus“ nimmt der windige Journalist die Ereignisse selbst in die Hand, bis die Sensationen schließlich ein solches Eigenleben entwickeln, dass sie dem Urheber selbst über den Kopf wachsen. Wie dieser Willi Busch nicht nur mit den Fährnissen des Daseins ringt, sondern auch mit Mikrofonen und Recordern und einem handfesten Verfolgungswahn, das zeigt den 1940 in Augsburg geborenen Tilo Prückner auf der Höhe seiner komischen Schauspielkunst.
Komiker haben es freilich immer schwer, die Nähe zum plüschigen Sonderling ist gefährlich nah. Tilo Prückner war sich dieser Gratwanderung stets bewusst. Dass er meist in der Rolle des Außenseiters über Jahrzehnte zu den meistbeschäftigten Schauspielern im deutschen Fernsehen zählte, scheint indes kein Zufall gewesen zu sein. Schon am Theater bewies er als Gründungsmitglied der Berliner Schaubühne Lust an der Gegenposition. Das Ensemble hatte er schon 1973 wieder verlassen, da er sich dem seinerzeit dort verordneten Kollektivanspruch nicht beugen wollte.
Lieber übernahm Prückner die Hauptrolle in Reinhard Hauffs Autorenfilm „Die Verrohung des Franz Blum“, schrieb Drehbücher und auch mal einen Roman oder inszenierte an kleineren Theatern. Dem großen Publikum aber wurde er durch seine zahllosen Fernsehauftritte bekannt. Neben Hauptrollen wie dem hypochondrischen Polizisten in „Adelheid und ihre Mörder“ oder dem Hamburger „Tatort“-Kommissar Holicek spielte er häufig auch Nebenrollen.
Wenn es gut lief, war Tilo Prückner hier der wichtige Spielmacher, der unverzichtbare Antagonist, durch den der Held und Repräsentant der Geschichte erst seine Fallhöhe erreicht. Wie jetzt bekanntwurde, ist Tilo Prückner bereits am Donnerstag gestorben. Er wurde 79 Jahre alt.