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Zum Tod von Hans-Dieter Hillmoth : „Mister FFH“ hat ein Stück Hessen erschaffen

  • -Aktualisiert am

Hans-Dieter Hillmoth in einem Studio des Senders in Bad Vilbel, aufgenommen 2018 Bild: Helmut Fricke

Er prägte Hessens Privatradiolandschaft: Der langjährige „Hitradio FFH“-Chef Hans-Dieter Hillmoth ist kurz nach seinem 70. Geburtstag gestorben.

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          Mit Münsterländern, so heißt es, müsse man einen Sack Salz essen, ehe man mit ihnen warm werde. Auf Hans-Dieter Hillmoth traf das nicht zu. Er hatte gern Menschen um sich. Deshalb freute er sich darauf, an diesem Samstag seinen 70. Geburtstag in größerer Runde in Frankfurt nachzufeiern. Zwei Tage da­vor ist er unerwartet gestorben.

          Hillmoth, am 3. Januar 1953 in Münster geboren, hat über Hessen hi­naus Radiogeschichte geschrieben. Den Rat seiner Mutter, bei der Bahn anzufangen, schlug er in den Wind. Stattdessen baute er als Schüler in seiner Heimatstadt ein Krankenhausradio auf, wurde Diplom-Ingenieur für Elek­trotechnik, lernte Journalismus bei den „Westfälischen Nachrichten“ und ging als Fernsehredakteur zum Hessischen Rundfunk. Danach wechselte er zum dritten Mal das Medium und übernahm die Programmleitung von Radio Charivari in München.

          1989 baute Hillmoth im ehemaligen Tipp-Ex-Werk in Frankfurt-Rödelheim den ersten hessischen Privatsender Ra­dio/Tele FFH auf und machte ihn fast aus dem Stand zum Marktführer in Hessen. Später kamen die Wellen „Planet Radio“ und „Harmony FM“ dazu. 2001 zog der Sender nach Bad Vilbel um. Von Anfang an Programmdirektor, wurde Hillmoth 2004 Allein-Geschäftsführer des Unternehmens, nach seiner Pensionierung Mitte 2019 blieb er weiterhin persönlich haftender Ge­sellschafter. Bei seiner Verabschiedung würdigte ihn der damalige Minister­präsident Volker Bouffier mit den Worten: „Sie haben ein Stück Hessen er­schaffen. Sie haben Heimat, Identität und Vertrautheit für die Menschen ge­schaffen wie kein anderer, den ich kenne.“

          Gefragt und geschätzt

          Mögen Westfalen verschlossen wir­ken, so haben sie doch auch noch andere Charakterzüge. Sie seien „ver­lässlich, spielen kein falsches Spiel und sind sehr di­rekt“, sagte Hillmoth einmal in ei­nem F.A.Z.-Interview, und in dieser Hinsicht war er Westfale durch und durch. Fleißig und pflichtbewusst war er obendrein. Dreißig Jahre lang schickte er seine Mitarbeiter an Heiligabend nach Hause und setzte sich bis Mitternacht selbst ans Mikrofon. Mit seiner sonoren Stimme und seinem trockenen Humor wurde er bald zum „Mister FFH“.

          Der Ruhestand war nichts, was Hillmoth herbeisehnte, die Frage, wie lange er noch arbeiten müsse, fand er be­fremdlich. Als es dann 2019 doch so weit war, bereiste er gemeinsam mit seiner Frau die Welt, die Einladung zur Geburtstagsfeier begann mit dem Hinweis: „Eigentlich wollten meine Frau Ursula und ich auf den Fidj-Inseln weilen.“ Den gutmütigen Spott, er sei wohl nur noch auf Stippvisite zu Hause, pa­rierte er schlagfertig. Von einer Rom-Reise mit Jesuiten der Frankfurter Hochschule St. Georgen schwärmte er noch lange danach. Sein Verhältnis zur Kirche nannte der Katholik Hillmoth „unverkrampft“, er sah in ihr mehr Gu­tes als Schlechtes.

          Sein berufliches Wissen wurde gefragt und geschätzt, etwa im Aufsichtsrat der Deutschen Presse-Agentur und in der No­minierungskommission des Grimme-Institutes zum Deutschen Radiopreis. Die Frankfurter Volksbank, die Hausbank „seines“ Senders, berief Hillmoth 2012 in den Aufsichtsrat, seit 2018 war er dessen Vorsitzender. Auch diese Aufgabe im mitgliederstärksten deutschen Genossenschafts-Finanzinstitut nahm er ernst, zur Vorbereitung absolvierte er ein Praktikum in der Bank. Im Beirat der Burgfestspiele Bad Vilbel machte er sich ebenso verdient wie als Vorsitzender des Fördervereins Saalburg.

          Ungern redete Hillmoth darüber, dass sein Elan ihn an die Grenze seiner Gesundheit führte. Im Jahr 2007 spendete ihm seine Frau Ursula eine Niere, was dem Nimmermüden ein Leben als Dialysepatient ersparte. Von einem Sturz auf einer Reise nach London er­holte er sich zuletzt nur langsam. Am Donnerstag ist er an den Folgen eines Herzinfarkts in seinem Haus in Obernhain gestorben.

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