Moderator von „Kontraste“ : Der Journalist Jürgen Engert ist gestorben
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Jürgen Engert (1936 - 2021). Bild: obs
Jürgen Engert war als Journalist ein Gesicht der deutschen Einheit, als es diese noch nicht gab. Er moderierte das Politmagazin „Kontraste“ und war Chefredakteur des SFB. Nun ist er im Alter von 85 Jahren gestorben.
Als Jürgen Engert „Kontraste“ moderierte, hatten die politischen Magazine noch Gewicht. Wenn er die Stimme erhob, sprach er für die ARD aus Berlin. Das Brandenburger Tor in seinem Rücken, richtete er den Blick auf beide Seiten der Mauer. Er baute eine Brücke, als die innerdeutsche Teilung noch unüberwindlich schien. Deren Ende er als Journalist für die ARD aus der ersten Reihe dann begleitete. Preußisch korrekt im Habitus, aufrecht, als „Haltung“ noch kein Modewort für Anpassung war, focht er für Freiheit und Zivilcourage, markierte den totalitären Anspruch des SED-Regimes, belehrte nie und ging nie auf Distanz zu seinem Publikum, das er in der Bundesrepublik genauso wie in der DDR verortete.
Als junger Mann war der gebürtige Dresdner in den fünfziger Jahren aus dem Osten in den Westen geflohen. Er studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Freien Universität Berlin und machte sich nach seinem Studium einen Namen als Reporter der Berliner Boulevardzeitung „Der Abend“, deren Chefredakteur er wurde. Für ein Porträt des dubiosen DDR-Unterhändlers Wolfgang Vogel erhielt Engert den Theodor-Wolff-Preis.
1983 wurde er Politikchef beim Sender Freies Berlin, vier Jahre später Chefredakteur des SFB-Fernsehens. Da hatte er die Moderation des Politmagazins „Kontraste“ schon übernommen, die er bis 1998 behielt. Im Jahr darauf avancierte er zum Gründungsdirektor des neuen ARD-Hauptstadtstudios, das er, wie es beim aus der Fusion von SFB und ORB hervorgegangenen Rundfunk Berlin Brandenburg heißt, zu einer „Instanz der politischen Berichterstattung in der Hauptstadt“ machte.
Eine Instanz war Engert freilich selbst. 2001 ging er in den Ruhestand. An diesem Sonntag ist er im Alter von 85 Jahren gestorben. „Jürgen Engert nahm sich selbst nie wichtiger als die Themen, über die er berichtete. Sein kritisches Bewusstsein und seine klaren Analysen waren uns oft Vorbild und bleiben uns Ansporn“, sagte die RBB-Intendantin Patricia Schlesinger. Engerts „Arbeit bei ,Kontraste‘ und vor allem seine Beiträge rund um den Mauerfall und zur Wiedervereinigung Deutschland sind im Gedächtnis des Landes verankert.“ Genau so ist es.