Der Fotograf David Alan Harvey : Gehen vor dem Rausschmiss
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Der Magnum-Fotograf David Alan Harvey (l.) bei einer Ausstellung in den Arabischen Emiraten im Oktober 2016. Bild: AP
Verstoß gegen Verhaltenskodex: Der Fotograf David Alan Harvey kommt dem Rauswurf bei der renommierten Agentur Magnum mit seinem Rücktritt zuvor.
Der amerikanische Fotojournalist David Alan Harvey ist kein Mitglied von Magnum Photos mehr. Wie die Bildagentur am Mittwoch bekanntgab, ist Harvey mit einem Rücktritt seinem unmittelbar bevorstehenden Ausschluss zuvorgekommen. Nachdem ihm im vergangenen Jahr ein nicht näher spezifizierter Verstoß gegen die von allen Magnum-Fotografen gemeinsam festgelegten Verhaltensregeln vorgeworfen worden war, hatte die Agentur den Sechsundsiebzigjährigen zunächst für ein Jahr suspendiert und eine interne Ermittlung eingeleitet.
Im Dezember wurden dann in einem Artikel im „Columbia Journalism Review“ mehrere Frauen zitiert, die Harvey jahrelange sexuelle Belästigungen und missbräuchliches Verhalten vorwarfen. Die Vorfälle reichen von unangemessenen Bemerkungen gegenüber Assistentinnen bis hin zu einem Videotelefonat von 2009 mit einer damals 23 Jahre alten Fotografin, in dem Harvey vor der Kamera masturbiert haben soll. Nach Angaben von Magnum hatte dieser Artikel eine zusätzliche Ermittlung nötig gemacht, deren Ergebnisse das „Board“ der Agentur zu einem Ausschluss Harveys bewogen habe. Kurz bevor dieser Beschluss von allen Mitgliedern bestätigt werden sollte, trat der Fotograf selbst zurück. Die Agentur bat in einer Erklärung alle Geschädigten um Entschuldigung.
Magnum und David Alan Harvey standen seit Monaten in der Kritik, nachdem Internetnutzern vorigen Sommer im damals öffentlich zugänglichen Bildarchiv der Agentur problematische Aufnahmen Harveys von minderjährigen thailändischen Prostituierten aus den achtziger Jahren aufgefallen waren, die wirken, als wären der Fotograf selbst unsichtbarer Protagonist seiner Bilder gewesen. In der Folge kündigte Magnum damals eine Untersuchung des kompletten Archivbestandes von fast 900.000 Bildern an, die bislang noch nicht abgeschlossen ist. In einer kürzlich veröffentlichten Zwischenstandsmeldung heißt es, dass bis jetzt knapp 150.000 Bilder bearbeitet seien und etwa 3500 Aufnahmen von verschiedenen Fotografen als möglicherweise problematisch noch einmal genauer überprüft würden. Das Archiv ist inzwischen nur noch für registrierte Nutzer zugänglich.