Datenschutz : Google übergibt abgefischte Daten den Behörden
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Um Deeskalation bemüht: Google-Chef Eric Schmidt Bild: AP
Der Suchmaschinenkonzern Google will die aus offenen Netzen gezogenen Nutzerdaten an Datenschützer übergeben. „Wir haben Mist gebaut - das muss man ganz klar sagen“, räumte Firmenchef Eric Schmidt ein.
Der Suchmaschinenkonzern Google ist offenbar bestrebt, den Streit um die aus offenen Funknetzen gezogenen Nutzerdaten zu entschärfen. In den nächsten zwei Tagen werde man mit der Übergabe an die Datenschützer in Deutschland, Frankreich und Spanien beginnen. Das kündigte der Firmenchef Eric Schmidt an. In besagten Ländern laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu dem Thema. Eric Schmidt will nicht ausschließen, dass sich unter den Daten auch Angaben zu privaten Bankkonten befinden. „Wir haben Mist gebaut - das muss man ganz klar sagen“, sagte er im Gespräch mit der „Financial Times Deutschland“. Google werde eine externen Bericht auflegen und eine interne Untersuchung durchführen, um mögliche Verstöße gegen Datenschutzbestimmungen zu ermitteln. Das Ergebnis werde im Juli veröffentlicht. Zudem werde ein Disziplinarverfahren gegen den verantwortlichen IT-Entwickler eingeleitet.
Google hatte zugegeben, seit dem Jahr 2007 private Daten aus offenen Funknetzen (WLAN) erfasst und gespeichert zu haben. Google sammelte diese bei Kamerafahrten für den umstrittenen Dienst „Street View“ ein. Nach dem Bekanntwerden der Panne Mitte Mai stellte Google die Fahrten bis auf weiteres ein. In der vergangenen Woche hatte sich das Unternehmen noch geweigert, die Rohdaten an den zuständigen Hamburgischen Datenschützer Johannes Caspar zu übergeben. Erst müsse gesichert sein, dass die Weitergabe der Daten an die Behörde nicht gegen das Fernmeldegeheimnis verstoße. Caspar hatte darauf hingewiesen, dass er gesetzlich bemächtigt sei, die Daten zu überprüfen. Caspar begrüßte das Umdenken nun. „Der Schritt zeigt, dass Google willens ist, den Sachverhalt schnell zu klären“, sagte er. Seine Behörde hat mit der Untersuchung der eingesetzten Autos begonnen. Der Google-Sprecher Kay Oberbeck sagte, das Unternehmen sei „zuversichtlich, die rechtlichen Fragestellungen, die sich im Zusammenhang mit der Bereitstellung der fälschlicherweise aufgezeichneten Nutzdaten ergeben, lösen zu können.“ In den Vereinigten Staaten liegen Sammelklagen gegen Google vor. Amerikanische Anwälte sind der Überzeugung, Google habe absichtlich WLAN-Daten gesammelt, Google bestreitet dies.