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„Das Literarische Quartett“ : Eine Million Bücherwürmer

Maxim Biller (l.), Christine Westermann, Volker Weidermann und ihr Gast Juli Zeh bilden in der Sendung vom 2. Oktober das „Literarische Quartett“. Bild: dpa

Inhaltlich war die Premiere der neuen Literaturshow im ZDF mit dem alten Namen ja eher mau. Doch wie viele Zuschauer wollten das überhaupt sehen? Die Zahl ist überraschend.

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          Da man beim ZDF die Bedeutung der Einschaltquote für die Neuauflage des „Literarischen Quartetts“ in den Tagen vor der Premiere konsequent herunter geredet hat, kann man mit dem Auftakt mehr als zufrieden sein. 1,07 Millionen Zuschauer haben die erste Runde mit Volker Weidermann, Christine Westermann, Maxim Biller und Juli Zeh am Freitagabend verfolgt. Auf sehr viel mehr als eine Million Zuschauer war früher auch das Original-„Quartett“ selbst in seinen besseren Zeiten nicht gekommen, es pendelte sich über die Jahre (1988 bis 2001) vielmehr im Schnitt bei einer halben Million bis 600.000 Zuschauern ein. Bei seinem Finale, das aus dem Schloss Bellevue in Berlin gesendet wurde, lag das „Literarische Quartett“ mit Marcel Reich-Ranicki bei exakt 1,02 Millionen Zusehern.

          Michael Hanfeld
          verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

          Die Quote ist nicht alles, insbesondere nicht bei einem Kulturprogramm, das der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu seinem Auftrag zählen muss, aber sie ist selbstverständlich auch nicht nichts. Was sie geleistet haben, wissen die Fernsehmacher immer morgens kurz nach sieben, wenn die bis auf die Sekunde genau ausgerechneten Quoten kommen. Eine ganze Reihe von Programmen steht unter einer Quotenvorgabe, die sie erfüllen müssen. Ein zweistelliger Marktanteil gilt als Maßstab, bei den Privatsendern insbesondere bei den jüngeren Zuschauern. Wer den nicht erreicht, dessen Verweildauer auf dem Bildschirm ist begrenzt.

          Elke Heidenreich war die Quotenkönigin

          Die Zahl von einer Million Zuschauern für den dreiviertelstündigen „Quartett“-Streit zeigt, dass sich eine immer noch hinreichend große Zahl von Menschen für eine solche Sendung im Hauptprogramm interessiert. Das ZDF-Kulturmagazin „aspekte“ kommt auf demselben Sendeplatz am späten Freitagabend in diesem Jahr bislang im Schnitt auf 730.000 Zuschauer (letzte Woche aber auch 1,06 Millionen). Die im Sommer eingestellte Literatursendung „Das Blaue Sofa“ mit Wolfgang Herles kam durchschnittlich auf 900. 000 Zuschauer. Der Zuspruch zu der in den Jahren davor laufenden Sendung „Die Vorleser“ mit Amelie Fried und Ijoma Mangold war mit im Schnitt 600.000 Zusehern durchaus geringer, Elke Heidenreich hingegen war mit ihrer 2009 eingestellten Sendung „Lesen!“ mit bis 1,8 Millionen Zuschauern eine regelrechte Quotenkönigin.

          Bis Kultur und Literatur freitags im ZDF an der Reihe sind, muss man zwar ein wenig warten – bis nach 23 Uhr –, aus Sicht der Programmgestalter aber kommt es darauf nicht so sehr an, sondern auf das, was vorher läuft. Das ist der sogenannte „Lead In“, und der kann sich freitags im Zweiten sehen lassen – mit 5,85 Millionen Zuschauern für die Serie „Der Alte“, 5,65 Millionen für die „Soko“ und später 3,59 Millionen Zuschauern für die „heute show“. Aus dem Vorlauf habe das „Literarische Quartett“ zu wenig gemacht, könnte man nun quengeln, aber das wäre eine ziemlich flache Betrachtung. Zwischen dem Serienkrimi, dem Satire-Gebrüll und der Literaturdebatte liegen Welten. Da haben andere – bleiben wir beim Quotengehuber – ganz andere Probleme. So hatte Sat.1 mit seiner Show „Die große Revanche“ am Freitag gerade einmal 1,23 Millionen Zuschauer – nicht abends um elf, sondern zur besten Sendezeit um viertel nach acht. Die haben wirklich ein Problem.

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