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ChatGPT und die Folgen : Ist das auch garantiert handgeschrieben?

  • -Aktualisiert am

„Verlaß mich du, uraltes Menschenweh!“ Hermann Hesse trifft auf ChatGPT. Bild: dpa

Wenn man natürliche und künstliche Sprache nicht mehr unterscheiden kann, hilft nur ein kategorischer Zweifel an ihrer Machart. Über den Umgang mit postartifiziellen Texten. Ein Gastbeitrag.

          7 Min.

          Nick Cave, australischer Popmusiker und Romancier, ist eigentlich ein gewissenhafter Korrespondent seiner Hörer, aber über diese Post war er nicht erfreut. Ein Fan hatte ihm einen Songtext geschickt, der von ChatGPT ausgespuckt worden war, jener auf Textgenerierung ausgelegten Künstlichen Intelligenz, die seit letztem Herbst Furore macht. Auf die Aufforderung hin, „ein Lied im Stil von Nick Cave“ zu schreiben, generierte sie Zeilen wie „I’ve got the blood of angels, on my hands / I’ve got the fire of hell, in my eyes“. Der für seine dunklen Texte bekannte Cave ließ daraufhin in seinem Blog wissen, er halte das Ergebnis für „eine groteske Verhöhnung dessen, was es heißt, ein Mensch zu sein“. Songs entstünden aus „Leiden, das heißt, sie basieren auf einem komplexen, inneren menschlichen Schöpfungskampf“. ChatGPT dagegen habe kein Inneres: „Daten leiden nicht.“

          Seit große Sprachmodelle wie ChatGPT in der Lage sind, fast menschlich klingende Texte zu schreiben, ist die alte Furcht der Moderne, Menschen könnten durch Maschinen ersetzt werden, neuerlich aufgeflammt. Man kann hier von einem prometheischen Unbehagen sprechen: von der Sorge, Menschen könnten ihren Status als Schöpfer an die von ihnen geschaffenen Maschinen abgeben – nun auch auf dem Gebiet der Sprachkunst. Zugleich droht sich mit dem KI-Siegeszug die Erwartungshaltung an unbekannte Texte zu ändern. Bisher ging man grundsätzlich davon aus, dass diese natürlich, nicht künstlich seien.

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