Mundtot gemachte Klimaforscher
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„Black Summer“ – einer der vielen Waldbrände in Australien zum Jahreswechsel 2019/2020, die verheerende Schäden anrichteten Bild: dpa
David Karoly ist einer der führenden Klimawissenschaftler Australiens. Nun wirft er den früheren liberal-konservativen Regierungen schwere Eingriffe in die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit vor.
Am Beginn seiner Karriere war David Karoly ein schüchterner Mensch, „medienscheu und introvertiert“ bei den ersten Zeitungsinterviews – so beschreibt der Klimaforscher sich als junger Wissenschaftler. „Ich habe öffentliche Auftritte gehasst“, sagt Karoly, „jede Rede vor 100 bis 200 Menschen war mir unbehaglich.“ Auf Fotos aus dieser Zeit vor mehr als vierzig Jahren sieht er mit einer markanten, breitgeränderten Brille ein wenig aus wie der junge Bill Gates. Erst Jahre später lernte Karoly seine Angst, vor vielen Menschen zu sprechen, zu überwinden. 2007 wurde ihm gemeinsam mit zahlreichen Wissenschaftlern des Internationalen Sachverständigenrat für Klimaänderungen (IPCC) der Friedensnobelpreis verliehen.
In den letzten Monaten ist der inzwischen emeritierte Professor der University Melbourne als vehementer Kritiker der Klimapolitik seines Landes in Erscheinung getreten. Karolys Vorwürfe sind hart: Die liberal-konservative Koalition, die bis 2022 fast neun Jahre lang das Land regierte, habe den Klimawandel systematisch heruntergespielt und Auftritte von Wissenschaftlern in den Medien verhindert. Als 2013 der Rohstoff-Investment-Boom zu Ende ging und man sich in Australien um versiegende Einnahmequellen Sorgen machte, begann mit dem Amtsantritt des früheren Amateurboxers und Priesteranwärters Tony Abbott die Zeit der Leugner des Klimawandels.
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