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Attila Hildmann und die Satire : Verstehen Sie Spaß?

Versteht seine Fans Spaß? Satire-Opfer Attila Hildmann Bild: dpa

Wird Attila Hildmann von Angela Merkel bezahlt? Nach einem „Postillon“-Artikel muss der Vegankoch und Verschwörungstheoretiker seinen Fans erklären, was eine Satireseite ist.

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          Es soll nach der erregenden Lektüre von Nachrichten, Schlagzeilen oder Bildinhalten mitunter helfen, einen kurzen Blick auf die Quelle zu werfen, bevor man auf Fakten pocht, ins Internet schrei(b)t, jemandem auf die Nase haut oder mit Fahne das Haus verlässt. Eingefleischte Verschwörungstheoretiker und andere Eingeweihte scheinen es aber nicht so genau damit zu nehmen, und falls es dafür noch ein Indiz gebraucht hätte, liegt es nun vor: Der Reichsbürgerinfluencer und Anekdoten-Koch Attila Hildmann hat es mit aufgelösten und wütenden Fans zu tun, die es nicht fassen können, dass der aufrechte Veganer von der Bundesregierung bezahlt wird, um die Querdenker-Szene zu unterwandern und mit subversiven Unsinnsbotschaften zu karikieren.

          Axel Weidemann
          Redakteur im Feuilleton.

          In Umlauf gebracht hatte diese Nachricht am Dienstag die bekannte Satire-Seite „Der Postillon“. In einem Artikel veröffentlichte sie unter der Überschrift „Unglaublicher Verdacht: Wird Attila Hildmann von Merkel bezahlt, um die Querdenker-Szene lächerlich zu machen?“ ein Bild, das Hildmann und Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Spaziergang zeigt, selbst wenn Bild-Auflösung und Proportionen an einigen Stellen nicht ganz passen. Hildmann stehe demnach bereits seit Oktober 2019 im Dienst der „Bundesrepublik Deutschland GmbH“. Die zahlt nämlich nicht schlecht: Als Beweis veröffentlichte „Der Postillon“ einen Ausgabebeleg, auf dem zu lesen ist, dass Hildmann 666.666 Euro erhalten haben soll – abgestempelt von der BRD GmbH.

          Mit Merkel zum Militärgericht

          Einige von Hildmanns treusten Vasallen wissen nun gar nicht mehr, was sie glauben können, und befinden sich zwischen Wut und Verzweiflung, Hoffen und Bangen. In seiner Telegram-Chatgruppe schreibt Hildmann daher besorgt, aber bestimmt: „Da mich hunderte Nachrichten erreichen! ,Der Postillon’ ist 'ne Satireseite. Wenn ich eines Tages mit Merkel spazieren gehe, dann von ihrer Zelle zum Militärgericht!“

          In diesem Ton geht es in der Chat-Gruppe von Hildmann, der gegen die Corona-Maßnahmen aufbegehrt und wiederholt vor dem Reichstag demonstrierte, munter weiter. Die Gefahr kommt für ihn und die seinen vor allem von links: Bolschewiken wolle man jagen, bis sie „vor der Wand stehen“, heißt es in einer Nachricht innerhalb des „Chats der Freiheit“. Das Internet hat Hildmann dafür mit liebevollen Kose-Hashtags wie „Gemüse-Goebbels“ oder „Avocadolf“ bedacht.

          Auch aus seinem übergeordneten Ziel macht Hildmann keinen Hehl: „...ab sofort machen wir wieder Weltpolitik und Deutschland ist wieder vorne mit dabei, und diesmal auf der guten Seite“, schreibt Hildmann in seiner Chat-Gruppe – und meint damit die Seite von Russland.

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