ARD plant Film über Hannelore Kohl : „Ihr Leben steht für eine ganze Frauengeneration“
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Hannelore Kohl im Jahr 1996 Bild: picture-alliance / dpa
NDR, SWR, die Firma Teamworx und der Regisseur Raymond Ley produzieren einen Film über die 2001 verstorbene Frau des ehemaligen Bundeskanzlers. Es soll ein Porträt werden, in dem sich die Nachkriegszeit spiegelt. Dabei ist die Geschichte der Familie Kohl ein heikles Terrain.
Die ARD dreht nach Informationen von FAZ.NET einen Film über Hannelore Kohl, die verstorbene Frau des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl. Betreut wird das Projekt von dem Regisseur und Drehbuchautor Raymond Ley, der den Zweiteiler gemeinsam mit der Produktionsfirma Teamworx, dem Norddeutschen Rundfunk und dem Südwestrundfunk produziert.
Der Film stützt sich auf die 2002 erschienene Biographie „Hannelore Kohl: Ihr Leben“ von Dona Kujacinski und Peter Kohl, dem jüngeren Sohn der Familie Kohl. Zudem hat Raymond Ley zahlreiche Interviews mit Peter und Walter Kohl, mit Zeitgenossen und Weggefährten Hannelore Kohls geführt. Ley schreibt zurzeit am Drehbuch, die Darsteller des Films stehen noch nicht fest. Laufen soll der als Zweiteiler geplante Film in der ARD im Jahr 2015.
„Im Schatten ihres Mannes“
„Ihr Leben steht für eine ganze Frauengeneration“, sagten Christian Granderath, der Filmchef des NDR und die SWR Fernsehfilm-Chefin Martina Zöllner auf Anfrage von FAZ.NET. „Hannelore Kohl hat noch den Krieg erlebt, sich dann eine eigene Ausbildung erkämpft – und blieb immer im Schatten ihres Mannes, mit dem sie zwei Kinder hatte und dessen Karriere sie tatkräftig unterstützte.“ In ihrem Leben spiegele sich deutsche Geschichte des letzten Jahrhunderts in ihren zentralen Momenten, vom Zweiten Weltkrieg über die Nachkriegszeit, das Wirtschaftswunder bis hin zur Wiedervereinigung.“
Der Produzent Nico Hofmann hatte die Filmrechte an den Buch von Dona Kujacinski und Peter Kohl vor zwei Jahren erworben und mit verschiedenen Sendern über die Verfilmung verhandelt. „Ich hatte das Privileg, Hannelore Kohl persönlich zu kennen – als ungemein kluge, dynamische und zutiefst einfühlsame Persönlichkeit“, sagte er 2011, als er die Buchrechte gekauft hatte. „Ich bin stolz, dass mir ihr Sohn Peter Kohl gemeinsam mit der Autorin Dona Kujacinski das Vertrauen entgegenbringt, einen großen Fernsehfilm über das Leben von Hannelore Kohl zu produzieren.“
Gemeinsam mit seinem Produzenten-Kollegen Benjamin Benedict, sagte Hofmann nun zu dem Projekt: „Hannelore Kohl war nicht nur die Frau an der Seite Helmut Kohls – sie war eigenwillige Gestalterin, Kraftzentrum und auf ihre Weise auch ein Teil der deutschen Geschichte. Diesen ganz eigenen Lebensweg wollen wir über Jahrzehnte erzählen. Nach der erfolgreichen redaktionellen Zusammenarbeit mit dem NDR bei ,Homevideo‘ und ‚Der Turm‘ freuen wir uns auf dieses ungewöhnliche und spannende Projekt.“
Die Biographie war ein Bestseller
Das Buch von Dona Kujacinski und Peter Kohl war ein Bestseller und hatte nach Angaben des Verlags Droemer Knaur eine verkaufte Auflage von 230.000 Exemplaren. Im vergangenen Jahr wurde es abermals aufgelegt und mit einem neuen Vorwort Peter Kohls versehen, in dem er sich kritisch mit der Rolle der zweiten Frau Helmut Kohls, Maike Richter-Kohl, auseinandersetzt. Darin warf er ihr eine Entfremdung Kohls von seiner Familie und langjährigen Wegbegleitern vor.
Um die Deutung des Lebens und der Rolle von Hannelore Kohl, die 1933 in Berlin als Hannelore Renner geboren wurde und ihren Mann 1960 heiratete, ist in den letzten Jahren mit verschiedenen Biographien ein Kampf entbrannt. Hannelore Kohl war mehr als vierzig Jahre lang die Frau an der Seite des ehemaligen Bundeskanzlers, sie mied jedoch die Öffentlichkeit und verwahrte sich insbesondere dagegen, das Privatleben ihrer Familie in die Medien zu bringen. In der Nacht vom 4. Auf den 5. Juli 2001 nahm sich Hannelore Kohl, die an einer schweren Lichtallergie litt, das Leben.
Der Autor und Regisseur Raymond Ley hat schon einige beachtliche, zeitgeschichtliche Filme gedreht: „Eichmanns Ende“, „Die Nacht der großen Flut“ und „Die Kinder von Blankenese“ zum Beispiel.. Im September zeigt die ARD seinen neuen Film „Eine mörderische Entscheidung“, der von Bombardierung zweier Tanklaster in der Nähe der afghanischen Stadt Kunduz handelt, bei der bis zu 140 Menschen ums Leben kamen.