Wer guckt welchen „Tatort“? : Der Krimi in meiner Stadt
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Im Fokus des Publikums, im Visier des Medienforschers: der ARD-„Tatort“ Bild: Picture-Alliance
Warum der Hamburger Tatort ein jüngeres, aber kein größeres Publikum hatte, welche Rolle die Region spielt und welche das Wetter: ARD-Medienforscher Camille Zubayr weiß, wer welchen „Tatort“ guckt.
Herr Zubayr, die „Tatorte“ unterscheiden sich stark im Stil. Vergangene Woche wurde mit einer Panzerfaust geschossen, diesmal wird wieder ruhig ermittelt. Die Quote aber ist oft ähnlich. Schauen jeden Sonntag dieselben Zuschauer den „Tatort“?

Stellvertretende verantwortliche Redakteurin für Nachrichten.
Für etwa 75 Prozent der Zuschauer ist es ein festes Ritual, sonntagabends den Fernseher einzuschalten, unabhängig vom Ermittlerteam.
Aber einige „Tatorte“ haben eine wesentlich höhere Einschaltquote, etwa zuletzt der aus Franken mit rund zwölf Millionen Zuschauern.
Ja, da haben etwa drei Millionen mehr zugesehen. Die zusätzlichen Zuschauer kamen fast ausschließlich aus Bayern. Diesen Effekt bemerken wir auch bei den Berliner Fällen. Die Zuschauer freuen sich , wenn sie eine Straße oder einen Platz in ihrer Stadt oder ihrer Region wiedererkennen.
Tatort-Trailer : „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“
Wie sieht denn der typische „Tatort“-Zuschauer aus?
Das Erste hat nicht das allerjüngste Publikum, auch nicht beim „Tatort“. Zwei Drittel der Zuschauer sind über 50 Jahre alt, 53 Prozent sind Frauen.
Til Schweiger ermittelt als Nick Tschiller in Hamburg - verbunden mit der Hoffnung, dass er die jüngeren Zuschauer seiner bisherigen Filme mitbringt. Hat es funktioniert?
Bei den beiden Tschiller-„Tatorten“ Anfang Januar ist tatsächlich der Altersdurchschnitt gesunken. 38 Prozent der Zuschauer waren jünger als 50 Jahre, statt wie sonst ein Drittel. Allerdings lag das nicht an mehr jungen, sondern weniger alten Zuschauern.
Trailer : „Tatort: Fegefeuer“
Die Älteren waren von der Panzerfaust abgeschreckt und schauten lieber den „Bergdoktor“ im ZDF?
Vielleicht, was auf den anderen Sendern zur selben Zeit läuft, hat immer Einfluss auf die „Tatort“-Quote. Auch der Sendetermin im Jahr ist wichtig. Eine Folge am Neujahrstag hat es etwas leichter als eine, die an einem warmen Abend im Mai ausgestrahlt wird.
Wie wird entschieden, wer die guten Sendeplätze bekommt?
Das bestimmt die „Koordination Fernsehfilm“ in der ARD, die für die inhaltliche Ausrichtung und Programmplanung des „Tatort“-Sendeplatzes zuständig ist. Dabei wird auf eine möglichst ausgewogene Verteilung geachtet zwischen kleinen Landesrundfunkanstalten mit nur wenigen „Tatorten“ pro Jahr und den großen Häusern wie dem WDR oder SWR, die bis zu acht Folgen produzieren. Aber die Münsteraner Fälle sind wahrscheinlich so oder so sehr erfolgreich, unabhängig von Sendetermin und Wetter.