ARD-Film über Odenwaldschule : Eine Geschichte vieler Opfer
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Um ihre Geschichte geht es: die Odenwaldschule in Heppenheim Bild: dpa
Die ARD hält trotz des Einspruchs zweier ehemaliger Schüler daran fest, den Film über die Odenwaldschule, „Die Auserwählten“, am Mittwoch auszustrahlen.
Um die für Mittwoch vorgesehene Ausstrahlung des ARD-Films „Die Auserwählten“ wird bis zuletzt gerungen. Gegen den Film, der von dem jahrelangen Kindesmissbrauch an der Odenwaldschule handelt, wenden sich zwei ehemalige Schüler, weil sie sich in den dargestellten Schicksalen wiederfinden beziehungsweise unzutreffend dargestellt sehen. Der juristische Einspruch des einen ehemaligen Schülers sollte dazu führen, dass der Film nicht wie geplant ausgestrahlt wird. Das aber schloss der WDR, der den Film betreut, auf Anfrage aus: „Wir gehen fest davon aus, dass der Film am Mittwoch gesendet wird“, hieß es. „Die Anwälte der Produktionsfirma und des Senders haben die Vorwürfe geprüft. Sie sind nicht zutreffend.“

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Der Sender verwies darauf, dass der Film „ganz bewusst kein biographisches Einzelschicksal“ nachzeichne. Es gehe um „den systematischen Missbrauch von Minderjährigen in einer geschlossenen Institution anhand des Beispiels Odenwaldschule“. Es handele sich um „eine rein fiktionale Aufarbeitung des Stoffs“. Da der Film „typisches Täterhandeln sowie die Situation von Missbrauchsopfern“ darstelle, sei es unausweichlich, dass sich Betroffene wiedererkennten.
Der von ehemaligen Odenwaldschülern gegründete Verein Glasbrechen e.V. zeigte sich in einer Erklärung darüber entsetzt, dass der geplante Abend der ARD, an dem sich der Film und die nachfolgende Talkshow von Anne Will um das Thema Kindesmissbrauch drehen sollen, verhindert werden sollte. „Selten genug“ habe es „für uns Opfer und Opfervertreter die Gelegenheit“ gegeben, „unsere wichtige Angelegenheit“ deutlich zu machen. Nachvollziehbar wäre der Einspruch, wenn es an der Odenwaldschule nur wenige Missbrauchsfälle gegeben hätte und der Film auf Persönlichkeitsrechte keine Rücksicht nähme. Dies aber sei nicht der Fall. Der Film repräsentiere „die Geschichte vieler Opfer“.