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Die AfD und Kreml-Propaganda : Putin-Freund im Bundestag

  • -Aktualisiert am

Steffen Kotré bei einer Wahlkampfveranstaltung der AfD in Cottbus. Bild: Picture Alliance

Bei seinem Auftritt beim russischen Fernsehmoderator Wladimir Solowjow hat der AfD-Abgeordnete Steffen Korté dessen unsägliche Propagandamärchen über die angeblich „faschistische“ Ukraine gestützt.

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          Der russische Fernsehmoderator Wla­dimir Solowjow, in dessen Sendung sich der AfD-Bundestagsabgeordnete Steffen Kotré als serviler Gast zuschalten ließ, ist einer der aggressivsten Propagandisten des Kremls. Solowjow, der im schwarzen Mao-Anzug auftritt, beschimpfte kürzlich Bundeskanzler Scholz, Außenministerin Baerbock und Verteidigungsminister Pistorius als „Na­zi­-Politiker“, die durch die Panzerlieferungen an die Ukraine Deutschland zu Russlands legitimem An­griffsziel machten – nachdem zuvor „Mutter Merkel“ in Kiew ein Nazi-Regime herangezogen habe, wie Solowjow den im Gegensatz zu Putin demokratisch ge­wählten Präsidenten Selenskyj apo­strophierte.

          Der den Querdenkern nahestehende Kotré, der die um ihre Existenz kämpfende Ukraine als „Auf­marschgebiet der USA“ bezeichnet hat, bediente Solowjows Märchen, indem er sich entsetzt zeigte über die Lieferung von Panzern, „um Russen zu tö­ten“ – ebenso wie über den Versprecher von Außenministerin Baerbock, man befinde sich mit Russland im Krieg. Für Deutsche sei das nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs unglaublich, so der Klimawandel-Leugner Kotré, der damit der Realitätsverdrehung des Kremls entgegenkam, Russland verteidige sich in der Ukraine gegen einen Angriff aus dem Westen.

          Die Deutschen kremlhöriger hinstellend, als sie sind, behauptete Kotré zudem, die deutsche Bevölkerung sei mehrheitlich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine. Mit Blick auf deutsche Journalisten und Medien behauptete Kotré, sie täten alles, um die Gesellschaft gegen Russland und seine Regierung aufzubringen – wobei er propagandatreu die Kremlelite mit Russland und den Inter­essen des Landes gleichsetzte.

          In unterwürfigem Ton schlug Kotré damit in die gleiche Kerbe wie tags zuvor Solowjow bei seinem Generalangriff auf die deutschen Druckmedien „Bild“-Zeitung und „Stern“, die er mit metallischer Stimme als „deutsche Goebbels-Presse“ an­prangerte. Die aufpeitschende NS-Rhetorik imitierend, verhöhnte der schauspielerisch versierte Solowjow das deutsche „Vierte Reich“, dessen Bewohner wegen der Russlandsanktionen verarmten, und empfahl seine Sendung, in dem Gästen die Rolle von Claqueuren zukommt, als Refugium der Freiheit des Wortes. Die Unverschämtheit ist nur konsequent.

          Denn für Solowjow wie für Putin, der sein Land in die Isolation und Gesetzlosigkeit führt, definiert sich „Faschismus“ keineswegs über die Merkmale to­tale Propaganda, Unterdrückung und Militarismus. Stattdessen ist Faschist, wer es wagt, die imperiale Politik des Kremls durch Widerstand herauszufordern. In der AfD findet das Anklang.

          Kerstin Holm
          Redakteurin im Feuilleton.

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