Adblock Plus : Google kauft sich frei
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Adblocker Plus ist mit 50 Millionen Nutzern weltweit Marktführer. Bild: dpa
Der Blogger Sascha Pallenberg deckte diese Woche die dubiosen Geschäfte von „Adblock Plus“ auf. Unternehmen wie Google können sich an deren Werbefilter vorbeikaufen. Und das tun sie auch.
Wer sich schon immer fragte, wie man mit einem „Adblocker“, also einem Werbefilter fürs Internet, Geld verdient, dem sei nun die Antwort gegeben: mit digitaler Wegelagerei. Und alles deutet darauf hin, dass Google eine solche „Wegelagerei“ mitfinanziert.
Ein Adblocker ist ein Programm, das Werbung auf einer Website erkennt und entfernt. Das betrifft Bilder, Animationen, Text und Pop-ups. Das Versprechen lautet: surfen ohne Werbung. Fast jedenfalls. Denn zurzeit findet im Netz eine vom Blogger Sascha Pallenberg ins Rollen gebrachte Debatte über das fragwürdige Geschäftsmodell des marktführenden Anbieters Eyeo statt. Eyeo hatte 2011 eine Funktion in sein von mehr als sechzig Millionen Nutzern weltweit genutztes Programm „Adblock Plus“, eingebaut, mit der „akzeptable Werbung“ nicht länger geblockt wird. Ziel sei es, für ein rundum angenehmeres Surfen zu sorgen, ohne dabei die Werbeeinnahmen von Blogs und Nachrichtenportalen trockenzulegen. Websites, die „akzeptable“, das heißt „unaufdringliche“ Werbung plazieren, können beantragen, auf die sogenannte „Whitelist“ gesetzt zu werden. Unternehmen, die ihr Geld mit Anzeigen verdienen, haben größtes Interesse daran, auf der Liste zu landen.
Korrupte „Werbepolizei“
Was als akzeptabel gilt, dafür hat man bei Eyeo einen Kriterienkatalog erstellt (keine Animationen, Sounds, keine aufmerksamkeitserregenden Bilder). Interessant wird es jedoch, wenn man fragt: Wer überprüft, ob ein Unternehmen diesen Kriterien genügt? Und woher kommen diese Kriterien? Ersteres beantwortet der Geschäftsführer von Eyeo, Till Faida, mit dem Hinweis darauf, dass, bevor eine Website auf die Whitelist komme, diese im Forum der Adblock-Plus-Community angekündigt und dort auf Einhaltung der Kriterien überprüft werde. Prekär wird es, wenn man sich ein solches Prozedere genauer ansieht. Dort schlägt Mitbegründer Till Faida etwa eigenhändig vor, alle „Google Search“-Werbungen auf die Whitelist zu setzen. Es folgen sieben kaum nennenswerte Antwortbeiträge der Community, und drei Tage später - ist Google durch.
Mit einem demokratischen Diskurs hat das wenig zu tun, meint auch Blogger Pallenberg und legt nahe, dass Eyeo einer korrupten „Werbepolizei“ gleiche, die sich von großen Unternehmen wie Google kaufen lasse. Während Faida zwar dementiert, dass es möglich sei, sich auf die Whitelist einzukaufen, verweist Pallenberg auf ein Interview der „Thurgauer Zeitung“ von 2012, in dem Faida verrät, dass sich einige „strategische Partner“, die nicht genannt werden wollen, in der Tat eingekauft hätten.
Die aufschlussreichste Frage ist sicherlich, woher Eyeo seine Kriterien nimmt. Pallenberg erklärt, dass Firmen, deren Werbung auf der Whitelist steht, gleichzeitig finanzielle Partner der Betreiberfirma Eyeo sind. Das legt die Vermutung nahe, dass die Anforderungen des Blockers nicht zufällig mit dem Profil der Google-Werbungen kongruent sind, sondern im Gegenteil passgenau auf diese zugeschnitten wurden - was für eine wunderbare Symbiose. Bei Google hieß es auf Anfrage, man habe die Kriterien von „Adblock Plus“ erfüllt, da man „keine ,störenden’ Anzeigen“ zeige. Wie bei Adblock nachzulesen sei, „müssen große Unternehmen zahlen, wenn sie den Kriterien entsprechen und demnach auf die Whitelist gesetzt werden können.“ Dann, auf weitere Nachfrage: „Da wir die Kriterien erfüllen, kommen wir auf die Whitelist. Da wir zu den großen Unternehmen gehören, müssen wir zusätzlich zahlen, das tun wir.“