https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/abhoeraffaeren-bei-sueddeutscher-und-taz-13441869.html

Abhöraffären bei SZ und taz : Der Spion, der sie siebte

Warum er acht Jahre mit seiner Veröffentlichung gewartet habe, fragte ihn unter anderem die NDR-Abteilungschefin und Moderatorin Anja Reschke. Der gab Heiser zurück, dass er mit dem Thema zwischendurch schon andernorts hausieren gegangen sei - beim NDR-Magazin „Zapp“ und beim NDR-Magazin „Panorama“. Den seinerzeitigen Mailwechsel vom Juni 2009 stellte Heiser dann gleich mal online. Schönes Eigentor, würde man sagen. Das Prinzip maximale Transparenz, für das der Journalist Heiser, wie Kollegen sagen, eintrete wie kaum ein Zweiter, zahlt sich aus. Und dabei kann es nicht schaden, sein Daten-Archiv zu pflegen.

Spionage und Einbruch bei der „taz“

Doch das wäre nur ein Zwischenfazit der Geschichte. Teil zwei der Story führt von der SZ zurück zur „taz“. Dort fiel einem Techniker Mitte der Woche auf, dass ein Redaktionscomputer mit einem Keylogger präpariert worden war. Einem Abhörgerät also, mit dem man auslesen kann, was über die Tastatur eingegeben wird. Will heißen: Wer sich anmeldet und dabei seine Passwörter eingibt, hat einen Mitleser. Seit Mitte des vergangenen Jahres soll der Keylogger nach Informationen von FAZ.NET im Einsatz gewesen sein. Seither können alle in der Redaktion von einem Kollegen ausspioniert worden sein.

Es wurde aber nicht nur der Keylogger gefunden, sondern auch derjenige, der ihn wahrscheinlich installiert hatte. Der ihn jedenfalls unauffällig verschwinden lassen wollte. Was ihm nicht gelang. Zur Rede gestellt, habe er, so wird berichtet, abgestritten, sich in der Redaktion als Spion betätigt zu haben. Überzeugend gelang ihm das nicht. Er musste seine sieben Sachen packen, zu denen auch seine Festplatte gehörte und wurde - darüber gehen die Darstellungen auseinander - suspendiert oder fristlos gekündigt. Für die sofortige Suspendierung spricht mehr, da für die nächste Woche ein Gespräch zwischen Redaktionsleitung und dem Betreffenden ansteht.

Und bei diesem könnte es sich angeblich - nach Informationen von FAZ.NET (bei der „Welt“ und dem NDR-Magazin „Zapp“ lautet es ähnlich) - um den bereits erwähnten Sebastian Heiser handeln, der diese stürmische Woche mit seiner „SZ-Leaks“-Geschichte eröffnet hatte. Offiziell bestätigen lässt sich das nicht. Und vor eine Vorverurteilung sollte man sich hüten.

Bitte Passwörter ändern

Zu erreichen war Sebastian Heiser auf Nachfrage von FAZ.NET nicht. Die Chefredaktion der „taz“ gibt auf Anfrage auch nichts preis, nur so viel: Es gebe den Verdacht, dass Computer der Redaktion ausgelesen worden seien und es sich bei dem vermeintlich Verantwortlichen um „einen Mitarbeiter“ handele. So sagte es der „taz“-Chefredakteur Andreas Rüttenauer dem Magazin „Zapp“. Der „taz“-Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch teilt kurz und bündig mit: „Zu Personalangelegenheiten äußert sich die taz grundsätzlich nicht.“ Am Montag soll es in der Causa zu einer Aussprache kommen. Dann beginnt Teil drei der Geschichte von „SZ-Leaks“ und „taz-Leaks“.

In dem spielt dann wohl auch noch einmal der Einbruch in die Redaktion der „taz“ eine Rolle, der in der Nacht zu Donnerstag geschah, nachdem der Mann mit dem Keylogger aufgeflogen war. Eine mit einem Schloss gesicherte Tür wurde aufgebrochen, an einer mit einem Code gesicherten Tür fanden sich keine Spuren. Mit dem Fall vermeintlicher Computer-Spionage muss das nichts zu haben. Es könnte aber. Die Mitarbeiter der „taz“ sind aufgefordert worden, alle ihre Passwörter zu ändern.

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