Machtkampf beim „Spiegel“ : Chefredakteur Büchner muss gehen, was kommt?
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Ein Führungswechsel steht bevor: das Spiegel-Haus in Hamburg Bild: dpa
Der „Spiegel“ kommt nicht zur Ruhe. Der Chefredakteur Wolfgang Büchner wird abgelöst. Sein potentieller Nachfolger Klaus Brinkbäumer kommt aus dem eigenen Haus. Doch warum muss auch der Geschäftsführer Ove Saffe gehen?
Der „Spiegel“ bekommt einen neuen Chefredakteur und – mit etwas Verzögerung - einen neuen Geschäftsführer. Das bestätigte der „Spiegel“-Verlag am Donnerstagnachmittag in einer Pressemitteilung. Chefredakteur Wolfgang Büchner verlässt den Verlag mit Ende des Jahres. Seine Nachfolge soll Klaus Brinkbäumer antreten, der zurzeit noch als stellvertretender Chefredakteur fungiert.
Auf dem Absprung ist zudem der Geschäftsführer Ove Saffe, der spätestens Mitte 2015 sein Amt niederlegen wird. Er hatte den von Büchner eingeschlagenen Kurs für einen „Spiegel 3.0“ mitgetragen, der eine enge Verzahnung der Redaktionen des gedruckten „Spiegel“ und von „Spiegel Online“ vorsieht. Dieser Plan war bei den Redakteuren des Magazins auf heftigen Widerstand gestoßen. Wobei sich dies angeblich nicht gegen die Idee an sich, sondern gegen Büchners Führungsverhalten richtete.
Giovanni di Lorenzo war im Gespräch
Über das Revirement an der Spitze des „Spiegel“ wurde seit einiger Zeit spekuliert. Auch über Klaus Brinkbäumer, der als versierter und besonnener Blattmacher gilt, als neuen Chef – für ein Interim oder endgültig. Jetzt sieht es nach einer dauerhaften Lösung aus, die der „Spiegel“ auch dringend braucht.
Zwischenzeitlich hatte es auch Gespräche mit dem „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo gegeben, der sein Blatt seit Jahren mit großem, in der gesamten Branche beachteten Erfolg führt. Die Verhandlungen waren fortgeschritten, Di Lorenzo schien den Posten beim „Spiegel“ haben zu können. Es gibt verschiedene Interpretationen, warum dies dann doch nicht geschah. Ein Gespräch mit dem Vertreter der Minderheitsteilhaber, Jakob Augstein, soll, so wird kolportiert, schwierig verlaufen sein. Doch dass dies den Ausschlag dafür gab, dass di Lorenzo nicht beim „Spiegel“ einschlug, erscheint eher unwahrscheinlich.
Spiegel 3.0“ ja, neue Struktur nein
Der „Spiegel“-Geschäftsführer Saffe hatte sich derweil nicht nur für den „Spiegel 3.0“-Kurs, sondern auch für Wolfgang Büchner als Sachwalter einer damit verbundenen Umstrukturierung stark gemacht. Die neue Struktur sieht gemeinsame Ressortleitungen für das Magazin und „Spiegel Online“ vor. Die Ressortchefs des „Spiegel“ hatten dagegen geschlossen mit dem Argument opponiert, dass dies die Stabilität des Blattes gefährde. Ein digitaler „Spiegel 3.0“ ja, sofortiger General-Umbau nein, darauf lautete die Forderung.
Die Redakteure des Magazins hatten sich im Laufe der letzten Wochen zweimal mit großer Mehrheit gegen den Chefredakteur Büchner gestellt, zuletzt mit einer Resolution. Sie wurde von 91 Prozent der Redakteure unterschrieben. Die Redaktion von „Spiegel Online“ hingegen stand zu Büchner und dessen Kurs.
Die Redakteure des Magazins sind auch Teilhaber des „Spiegel“. Die Mitarbeiter KG hält 50,5 Prozent der Anteile, der Verlag Gruner + Jahr 25,5 Prozent, die Erben des Magazingründers Rudolf Augstein 24 Prozent.