Kölner Ergebnisse : Gestern und heute
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Yves Klein entfacht ein Bietergefecht, und eine Waschgarnitur für eine königliche Mätresse findet neue Liebhaber: Die Ergebnisse der Sommerauktionen bei Lempertz in Köln.
Das Toplos unter Lempertz’ Offerte mit Gemälden alter Meister und des 19. Jahrhunderts blieb Palma Vecchios hinreißende „Liegende Venus“: Der Venezianer schuf um 1500 die nackte Schönheit im Großformat, die sich später im Besitz der italienischen Prinzessin Labadini und Jean Paul Gettys befand. Mit dem Zuschlag bei 600.000 Euro (Taxe bis 800.000) erreichte das Ölgemälde seine untere Schätzung und kommt in eine deutsche Privatsammlung. Ebenfalls in deutschen Privatbesitz gelangt eine Goldgrundtafel mit Kreuzigung des um 1370/80 in Venedig tätigen Giovanni da Bologna für 360.000 Euro (370.000/450.000). Die mystische Vermählung zwischen der heiligen Katharina und dem Johannesknaben, die der Meister der Stockholmer Pietà Mitte des 16. Jahrhunderts malte, kam auf 220.000 Euro (240.000/280.000). Ein Blumenstillleben, um 1620 geschaffen von Jan Brueghel d. Ä. und seinem Sohn Jan Brueghel d. J., reüssierte bei 240.000 Euro (180.000/220.000). Und der marktfrische Rosen- und Tulpenstrauß von Jan Brueghel d. J. war einem russischen Sammler 100.000 Euro wert (70.000/90.000).
Ein Bietgefecht entfachte Jan van Goyens zarte Flusslandschaft auf Holz, die ein niederländischer Sammler erst beim Gebot von 155.000 Euro (80.000/90.000) für sich gewinnen konnte. Für die größte Überraschung der Auktion sorgte ein 26 mal neunzehn Zentimeter kleines, marktfrisches Antlitz Christi aus einer deutschen Privatsammlung: Das Ölgemälde eines unbekannten flämischen Meisters des 16. Jahrhunderts löste einen wahren Wettkampf aus, der sich bis zum Ergebnis von 90 000 Euro fortsetzte; taxiert war es auf 4000 bis 6000 Euro.
Beim 19. Jahrhundert überzeugte Fedot Sychkovs farbenfroher „Feiertag“ von 1930 mit 75.000 Euro (70.000/80.000). Das Gemäldepaar von Giovanni Grubacs mit Szenen zur „Festa del Redentore“, der seit 1577 jährlich in Venedig stattfindenden Feier in Erinnerung an die überwundene Pestepidemie, erreichte seine Untertaxe mit 40.000 Euro (bis 60.000); die größere Version „Redentore-Fest an der Rialtobrücke“ (70.000/90.000) blieb unverkauft. Barend Cornelis Koekkoeks dreißig mal 35 Zentimeter messende „Bewaldete Landschaft mit Bauern“ verdreifachte ihre untere Taxe bei 90.000 Euro (30.000/35.000) und geht in eine norddeutsche Sammlung. Zusammen setzten die knapp 260 Lose 4,5 Millionen Euro um. Die Erwartungen lagen mit 4,7 Millionen etwas darüber. Als Lempertz seinen „Evening Sale“ mit 109 Highlights aus Moderne und Gegenwart abhielt, sorgten vor allem Zeitgenossen für hohe Zuschläge: Mit dem Ergebnis von einer Million Euro wurde Yves Kleins blaue, um 1959 entstandene Schwammskulptur „SE 328“ zum Spitzenlos; sieben Telefonbieter kämpften um die fünfzig Zentimeter hohe Plastik, die auf 400.000 bis 600.000 Euro geschätzt war.
Marlene Dumas’ Ölbild „The Window“ von 1992 übertraf die obere Taxe leicht bei 520.000 Euro (400.000/500.000). Sean Scullys abstrakte Arbeit „Aruba“ von 1998 erwarb österreichischer Handel bei 310.000 Euro (280.000/320.000). Zdenek Sýkoras zwei mal zwei Meter messenden „Linien Nr. 31“ übertrafen die Erwartung um ein Mehrfaches; mit dem Zuschlag bei 860.000 Euro (180.000/220.000), Rekord für den Künstler, geht das Gemälde zurück in dessen tschechische Heimat. Asger Jorns 1962 entstandenes Bild „Dichter & Denker“ erreichte seine untere Taxe mit 100.000 Euro (bis 150.000). Ebenso erging es Yoshitomo Naras Gitarre spielendem Mädchen von 1991: Das Acrylbild auf Fensterglas schaffte 180.000 Euro (bis 220.000).
Bei der Moderne wurde Max Ernsts Collage mit „Meister Rabe und seinem Sohn“ von 1953, die direkt aus dem Besitz der Nachkommen des Künstlers stammt, mit 500.000 Euro (bis 700.000) zum teuersten Los. Ernst Wilhelm Nays beidseitig bemalte Leinwand von 1953 „In Blockfarben“ wurde zur Obertaxe von 220.000 Euro von Schweizer Handel übernommen. Auch Oskar Schlemmers 1919 entstandene, knapp einen Meter hohe Unikat-Bronze „Bauplastik R“ stieg mit 200.000 Euro auf ihre obere Schätzung und geht in eine deutsche Sammlung. Die beiden Landschaften von Franz Radziwill kamen auf 160.000 (130.000/150.000) und 120.000 Euro (100.000/120.000). Otakar Kubíns Gemälde „In Gedanken“ von 1914 ließ bei 160.000 Euro (80.000/120.000) seine Taxe deutlich hinter sich. Unverkauft blieben Pierre Bonnards Schottenrock-Gemälde von 1907 (280.000/300.000) und Henri Martins „Muse à la Lyre“ (160.000/180.000). „Evening Sale“ und der folgende „Day Sale“ spielten 13,55 Millionen Euro ein, erwartet waren 9,7 Millionen.
Mitte Juli kam die bedeutende Sammlung von Bernard de Leye mit 260 Kunsthandwerksobjekten unter den Hammer: Als Spitzenlos ging eine 1770 im Auftrag Ludwigs XV. in Paris von Jean-Baptiste-François Chéret gearbeitete, fein ziselierte und vergoldete Silberkanne samt Bassin mit der Erwartung von einer bis 1,2 Millionen Euro an den Start: Der französische König schenkte die Waschgarnitur seiner ehemaligen Mätresse Marguerite Catherine Hainault zur Hochzeit; nun geht sie für 900 000 Euro in eine belgische Sammlung. Ebenfalls in eine belgische Kollektion gelangt für 260.000 Euro (280.000/300.000) ein 41 Zentimeter hoher Bernsteinaltar, der sich einst im Kloster Einsiedeln in Danzig befand und um 1690 von Christoph Maucher gefertigt wurde. Ein 32 Zentimeter hohes silbernes Trinkgefäß in Form eines Hirsches erreichte 210.000 Euro (200.000/220.000). Ein musealer Jugendstil-Becher aus achtzehnkarätigem Gold – 1893 in Paris von Jules-Paul Brateau geschaffen und mit Emaillierungen von Paul Grandhomme versehen – kam auf seine Untertaxe bei 120.000 Euro (bis 130.000). Eine 83 Zentimeter hohe silberne Sanduhr mit einem bekrönenden Atlas, die ein Hochzeitsgeschenk von Papst Sixtus V. 1589 an die Medici war (400.000/450.000), wurde vor der Auktion zurückgezogen. Der Gesamtumsatz liegt bei 5,4 Millionen Euro gegenüber einer Erwartung von fünf bis sieben Millionen.