Spark Art Fair abgesagt : Ist Wien doch keine Messe wert?
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2022 sah noch alles harmonisch aus auf der Spark Art Fair, nun werden „Interessenskonflikten innerhalb der Wiener Kunstszene“ als Grund für die gestrichene Messe genannt. Bild: Dorit Margreiter, courtesy Charim Galerie, Vienna
Als dynamische Konkurrentin der Wiener Messe Viennacontemporary wurde die Spark Art Fair 2021 gegründet – und scheint schon in die Knie zu gehen. Was ist da los?
Für einen Knalleffekt sorgte die Spark Art Fair in Wien: Die Veranstalter haben die für März geplante Messe zeitgenössischer Kunst abgesagt; erst im Jahr 2024 sollen wieder Galerien in die Marx Halle einziehen. Dabei hatten die beiden vergangenen Spark-Ausgaben der Pandemie erfolgreich die Stirn geboten. Und ausgerechnet jetzt geht sie in die Knie? Offiziell werden „Interessenskonflikte innerhalb der Wiener Kunstszene“ als Grund genannt. Jüngste Medienberichte hätten dort eine „große Verunsicherung“ ausgelöst. Was ist passiert?
Schon gegen Ende des vergangenen Sommers sickerte durch, dass der Messeleiter Renger van den Heuvel den Hut nehmen würde. Sein Abgang im Oktober sorgte für Stirnrunzeln, schließlich hatte der 1963 geborene Niederländer die Spark Art Fair erst 2021 aus der Taufe gehoben. Zuvor hatte van den Heuvel von 2012 an die Messe Viennacontemporary durch das schwierige Gewässer der Wiener Galerienszene navigiert. Nicht selten trugen deren Akteure ihre Scharmützel auf dem Rücken der lokalen Kunstmessen aus, sorgten mit angedrohten oder echten Absagen für Druck und redeten die Veranstalter schlecht.
Harmonie herrschte hingegen bei der Neo-Messe Spark Art Fair – wohl auch der drastisch niedrigeren Standkosten wegen. Der Abschied van den Heuvels weckt Skepsis gegenüber dem Mehrheitseigentümer Herwig Ursin, zumal der Medienmanager ein neuer Akteur am Kunstmarkt ist.
Zu Jahresbeginn wurde für die Qualitätssicherung der Spark Art Fair ein vierköpfiges „Advisory Board“ eingesetzt, unter anderem mit Sabine Breitwieser, der früheren Direktorin des Salzburger Museums der Moderne. Aber dieser künstlerische Beirat zerfiel bald wieder. „Eine Verschiebung der Messe auf 2024 war schon länger im Gespräch“, räumt nun Walter Seidl ein, Beiratsmitglied und langjähriger Kurator der Kontakt Collection der Erste Bank. Trotzdem habe er in den zurückliegenden Wochen unentwegt am Telefon gehangen, um wichtige Galerien doch noch von einer Teilnahme zu überzeugen.
„Wir haben befürchtet, dass ohne gleichwertigen Ersatz für Renger van den Heuvel das Niveau der Spark absinkt“, sagt Andreas Huber von der Galerie Crone, die sich für 2023 nicht anmeldete. Ohne die Galerien-Cluster der Eschenbachgasse und der Schleifmühlgasse kann eine Wiener Kunstmesse keinen Staat machen.
Die Konkurrenz hat ihre eigenen Probleme
Als die Tageszeitung „Der Standard“ über deren Fernbleiben berichtete, gingen bei der Spark verärgerte Reaktionen ein. Wird von der Spark-Misere im September die Konkurrentin Viennacontemporary profitieren? Deren letztjährige Ausgabe kam zwar gut an, wirkte im Belle-Epoque-Ambiente des Kursalons im Wiener Stadtpark aber doch etwas improvisiert. Aus der Marx Halle hatte van den Heuvel seinen ehemaligen Dienstgeber ausgebootet.
Die Viennacontemporary konnte zwar mit ihrem Schwerpunkt auf der Ukraine medial punkten, ihr traditioneller Schwerpunkt auf Osteuropa zieht als Alleinstellungsmerkmal aber kaum mehr. Zuletzt wurde kolportiert, dass der Veranstalter VC Artfairs mit der Finanzierung kämpfe.
Bleibt die Frage, wie lukrativ Wien als Messestandort in Wahrheit ist. Der russische Unternehmer Dmitry Aksenov betonte als Hauptgesellschafter der Viennacontemporary jedes Jahr, dass seine Wiener Messe keinen Gewinn erwirtschafte. Nach dem Rückzug des russischen Investors hieß es sogar, der Verkaufsevent unter der Leitung des slowakischen Kurators Boris Ondreička würde in Zukunft als Non-Profit-Organisation fortgeführt. Aber anscheinend blieb der potente Philanthrop für ein solches Get-together ohne Rechenstift bis dato aus.