Weihnachtsauktionen in Wien : Von Schönen und Biestern
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Obere Taxe 250.000 Euro: Leo Putz’ lebensgroßes Ölbild „Cara Köhler mit Papagei“ von 1911 Bild: Kinsky, Wien
Kunst aus sechs Sparten kommt bei den vorweihnachtlichen Auktionen im Wiener Kinsky unter den Hammer. Besondere Schwerpunkte liegen auf Werken von Hermann Nitsch, Martha Jungwirth und Hans Bischoffshausen.
Vom altdeutschen Altarbild über Jugendstilblumen bis zu Aktionsmalerei: Bei der „Großen Weihnachtsauktion“ des Wiener Kinsky kommen vom 6. bis 9. Dezember Lots aus sechs Sparten zum Aufruf. Als Titellos hat das Auktionshaus ein leuchtend rotes Tableau des im April verstorbenen Malers Hermann Nitsch gewählt, der durch den Einsatz von Blut bei Ritualen seines Orgien-Mysterien-Theaters berühmt wurde. Von 1960 an aber schuf der Künstler auch „vegetarische“ Schüttbilder, für die er nur Farbe auf Leinwände goss. Das nun offerierte, zwei mal drei Meter messende Werk von 2013 ist auf 100.000 bis 200.000 Euro geschätzt. Bei zwei kleineren Formaten bilden getrocknete Blutspuren den Untergrund für rote Acrylfarbe (Taxe je 25.000 bis 50.000 Euro), so auch bei einem „Reliktbild“ von 2001 (70.000/140.000).
Die Offerte zeitgenössischer Kunst setzt einen weiteren Schwerpunkt auf der Kunst von Hans Bischoffshausen, dessen Werkverzeichnis das Auktionshaus erstellt. Im Paris der Sechzigerjahre schuf der Kärntner monochrome Bilder, deren Oberflächen er mit Spachtelmasse strukturierte. Zehn seiner Arbeiten gehen an den Start, darunter die weiße Leinwand „Espace dilaté“ , der ein Wabenmuster Tiefe verleiht (30.000/60.000). Ein Fokus liegt auch auf Martha Jungwirth. Die Auktion bietet acht ihrer Bilder auf, davon fünf der typischen Aquarelle auf Bütten (15.000/50.000). Ungewöhnlich ist das kleine „Portrait“ von 1990, dessen pastos-abstrakte Malweise keinen Hinweis auf ein Gesicht gibt (15.000/30.000).
Ein mondänes Frauenbildnis ziert den Katalog der modernen Kunst. 1911 schuf der Südtiroler Leo Putz die lebensgroße Darstellung „Cara Köhler mit Papagei“. Dafür posierte die aparte Schönheit in Abendrobe vor einem Paravent, auf dem ein Ara seine Flügel streckt (150.000/ 250.000). Großbürgerliche Damen zeigen auch drei Bleistiftstudien von Gustav Klimt, die er für Auftragsarbeiten von Margaret Stonborough-Wittgenstein (70.000/140.000) und Fritza Riedler zeichnete (35.000/ 70.000). Zu den Pflichtstartern am österreichischen Kunstmarkt zählen die Bergbilder von Alfons Walde. Im Kinsky lockt ein „Tiroler Bergsommer“ von 1935 mit blauem Himmel (150.000/300.000).
Das Spitzenlos des 19. Jahrhunderts kommt von Ferdinand Waldmüller. Sein 1864 entstandenes Genrebild „Die Heimkehr“ taucht ein freudiges Wiedersehen an der Türschwelle in Sonnenschein (100.000/200.000). Die vielgereiste Künstlerfamilie Alt erreichte mit Aquarellen aus südlichen Gefilden im 19. Jahrhundert Popularität. Rudolf Alt ist mit einer „Ansicht von Palermo“ vertreten (25.000/50.000). Sein Bruder Franz hielt 1871 in Neapel eine Piazza mit Barockarchitektur und Marktstaffage fest (25.000/50.000).
Flämische Kunst dominiert die alten Meister des Kinsky. Jan Brueghel der Jüngere und Hendrick van Balen haben um 1630 für „Diana und ihre Nymphen nach der Jagd“ zusammengearbeitet. Das 74 mal 114 Zentimeter große Tafelbild entstand nach dem Vorbild eines Werks von Brueghels Vater und zeigt Jagdhunde und ihre Beute im Vordergrund (50.000/100.000). Von Brueghel stammt auch eine „Landschaft mit Heiliger Familie und Johannes“, deren Figuren Pieter von Avont gemalt haben dürfte (25.000/50.000). Eine weitere „Heilige Familie“ wird Pieter Van Aelst Coecke und Werkstatt zugeschrieben. Im rechts oben mit 1529 datierten Bild verweilt das Trio in einem Ambiente, das Architekturelemente der italienischen Renaissance zeigt (35.000/70.000).