Vorschau bei Ketterer : Det kleene Schwein
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Viel Süddeutsches mit Ausflügen in die Ferne. Kunst des 19. Jahrhunderts bei Ketterer in München.
Wegen Rheumaschmerzen fährt Max Liebermann nach Bad Kissingen: „So’ne langweilige Kur! Da schenkte mir’n Verwandter so’n niedlichet Ferkelchen. Und nu konnte ich das kleene Schwein auf alle Weise zeichnen und malen – und mir die Zeit vertreiben.“ Die Studien am quicklebendigen Objekt helfen dem Künstler, seine Schweinekobenbilder vorzubereiten, die ihn in einer bedeutenden, von altholländischer Malerei beeindruckten Werkgruppe beschäftigen. Dazu zählt „Die Wochenstube“ von 1888, die Ketterer in der Auktion zum 19.Jahrhundert am 23.November in München versteigert: Sie zeigt neun glückliche Ferkel bei der Fütterung im dämmrigen Stall. Beobachtet wird ihr munteres Treiben mit gleicher Aufmerksamkeit von der dicken Muttersau und Bauernkindern (Taxe 60000/ 80000 Euro).
Rund 130 Lose bringen viel Süddeutsches auf den Plan, durchsetzt mit Ausflügen in die Ferne. Die Innenansicht der Kathedrale von Lima wäre da zu nennen, Johann Moritz Rugendas malt mit schnellem Strich 1843 eine in helle Sonnenflecken getauchte Zeremonie im sonst dunstigen weiten Raum (30000/40000). Oder die „Ruhige See“ des Meeresspezialisten Iwan Aiwasowski, der über spiegelglattem Wasser duftige Wolken türmt und am Strand Bauern ihren Ochsenkarren beladen lässt: Das Bild von 1887 ist mit 120000 bis 150000 Euro beziffert. Den Düsseldorfer Oswald Achenbach zog es immer wieder nach Italien. Für seinen Blick auf den halbverschleierten rauchenden Vesuv am Golf von Neapel erklomm er einen Hügel, um das atemberaubende Panorama zu genießen (30000/40000).
Münchner Genremalerei bietet neben Spitzwegs Studie eines Herrn im Hausmantel, der sich „Am Sonntagmorgen“ auf seiner Terrasse an Lektüre und Vogelgezwitscher delektiert (40000/60000) auch die alte „Märchenerzählerin“ Franz von Defreggers, der zwei Buben in der Bauernküche gespannt zuhören (15000/ 20000). Max Joseph Wagenbauers „Lichte Waldlandschaft mit Vieh und Hirten“ besticht durch malerische Qualität und bringt eine bewegte Provenienzgeschichte mit: Erst soll das Bild dem österreichischen Kaiser gehört haben, später folgt der Ankauf für das geplante „Führermuseum“ in Linz. Mit Restbeständen aus dem Münchner Central Collecting Point gelangt das Werk in die Kartause Mauerbach und wird schließlich im „Mauerbach Benefit Sale“ zugunsten von Holocaust-Opfern versteigert (5000/7000).
Um das Licht zu erfassen, das der Mond und ein kleines, eine Hirtenfamilie wärmendes Feuer in die Nacht senden, reduzierte Adrian Ludwig Richter die Palette auf Brauntöne, was seinem partiell unvollendeten Gemälde eine aparte Note verleiht (12000/15000). Friedrich Heinrich Füger porträtiert sich selbst, Trübner seinen Bruder, und Franz von Stuck rundet mit Töchterchen Mary die Auswahl an Konterfeis ab.