Villa mit Caravaggio zu verkaufen
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Startgebot 353 Millionen Euro: die Villa Ludovisi, auch bekannt als Casino dell’Aurora, in Rom Bild: dpa
In Rom wird das noble Anwesen mit dem einzigen bekannten Deckengemälde Caravaggios zwangsversteigert. Soll der italienische Staat rettend eingreifen?
Der Stoff, der in diesen Tagen die italienische Kunstwelt, die Presse sowie das Kulturministerium von Dario Franceschini in Atem hält, böte gute Serienmotive für ein Familiendrama in gehobenen römischen Kreisen. Die Protagonisten: eine Barockvilla in einem der elegantesten Viertel Roms, ein der breiten Öffentlichkeit nahezu unbekanntes Deckengemälde von Caravaggio, eine texanisch-römische Prinzessin mit skandalumwitterter Vergangenheit – und eine zerstrittene Erbengemeinschaft adeliger Söhne aus erster Ehe, deren Zankerei um das väterliche Anwesen am 18. Januar mit einer gerichtlich angeordneten Versteigerung ein Ende gesetzt werden soll. Es geht um das zwischen Via Vittorio Veneto, Porta Pinciana und Villa Borghese gelegene Casino dell’Aurora, auch bekannt als Villa Ludovisi. Die Rede ist von einer „Jahrhundertauktion“. Der Superlativ erscheint gerechtfertigt.
Das Gericht in Rom hat einen Versteigerungswert von satten 471 Millionen Euro und ein Startgebot von 353 Millionen festgesetzt. Denn die Villa aus dem 16. Jahrhundert, die vierhundert Jahre im Besitz der Familie Ludovisi war, ist eine Schatulle voller Kostbarkeiten. Im Hauptfoyer empfängt Eintretende ein Fresko der Göttin Aurora von Guercino, das der Villa ihren Namen gab. Ein anderer Saal ist mit Naturszenen von Domenichino, Paul Bril, Giovanni Battista Viola und Guglielmo Viola dekoriert. Das bedeutendste Werk aber befindet sich im ersten Stock, in einem Saal, der früher „Alchemistisches Kabinett“ genannt wurde. Dort, neben einer engen Wendeltreppe, befindet sich das einzig bekannte Deckengemälde Caravaggios. Das 2,75 Meter breite Bild stellt Jupiter, Pluto und Neptun dar und in ihrer Mitte die Weltkugel. Das Werk allein, das vermutlich 1597 entstand, wird auf über 310 Millionen Dollar geschätzt. Das Gewölbegemälde von Guercino soll 37 Millionen wert sein. Darüber hinaus gehören unzählige weitere Kunstwerke wie Skulpturen, Gemälde, Stuckarbeiten, Statuen und Säulen zu dem 6000 Quadratmeter umfassenden Anwesen sowie ein Park, der von André Le Nôtre entworfen wurde, dem Gartenarchitekten von Versailles.
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