Spanien-Bilanz : Cupido beflügelt den Markt
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Halbzeit-Bilanz der Auktionen in Spanien: Eine Million Euro für einen alten Italiener.
Gerüchteküche, fiebrige Aktivität: Das „Porträt einer Dame mit Cupido“ war im Katalog des Madrider Auktionshauses Abalarte im Februar der Werkstatt von Giulio Cesare Procaccini (1574 bis 1625) zugeordnet und auf 5000 Euro geschätzt. Experten sahen besonders beim Cupido die sichere Hand Procaccinis. 5000 Euro wären doch ein Schnäppchen, falls der Meister persönlich dahinterstecke, fanden offensichtlich viele Interessenten. Am Ende fiel der Hammer für das 135 mal 78 Zentimeter große Ölbild bei einer Million Euro – beachtlich für Spanien und mit Abstand der höchste Zuschlag bislang. Den zweithöchsten Preis erzielte die Galería Tessera in Madrid mit einer Sonderauktion, durchgeführt von Sofrosine Fine Arts & Action in der Stiftung Carlos de Amberes. Dort wurde im April „7 Etagères“, ein großes Bild von Miquel Barceló, angeboten. Selten kommen erdfarbene Materialbilder des Mallorquiners in Spanien auf den Markt, die Erwartung war groß. Mehrere Bieter hoben das Werk schließlich auf 390.000 Euro (Taxe 285.000) an. Einen Rekord stellte in der Auktion das fast drei Meter hohe Porträt der Janis Joplin von Lita Cabellut auf. Die Malerin gehört zu den erfolgreichsten spanischen Künstlerinnen auf dem internationalen Parkett. Um das Bild rangen mehrere Bieter, bis bei 120.000 Euro (95.000) der Zuschlag erteilt wurde, Platz sieben der teuersten Verkäufe.
Meist eine sichere Nummer
Das Madrider Firma Ansorena verzeichnete im April einen hochpreisigen Abschluss mit einem Bild des in Manila geborenen Fernando Zóbel (1924 bis 1984). Philippinische Künstler, auch wenn sie sich wie Zóbel in Spanien niedergelassen hatten, sind meist eine sichere Nummer: Nun gelangte das expressive Ölbild „Carbeca“ von 1959 mit 260.000 Euro (40.000) auf den dritten Platz. Aus einer spanisch-philippinischen Werkstatt stammt auch die „Sagrada Familia“, eine Skulpturengruppe aus Elfenbein, die bei Alcalá in Madrid im März 110.000 Euro (80.000) erreichte. Ebenfalls 110.000 Euro (90.000) an selber Stelle erzielte im Februar ein unheimlicher „Maskentanz“ von José Gutiérrez Solana. Der expressionistische Schriftsteller und Maler zeichnet im Jahr 1935 mit „Máscaras de las escobas“ ein düsteres Bild Spaniens mit volkstümlichen Szenen, Armut und Hinrichtungen. Auf Rang vier plazierte sich Antoni Tàpies mit „Mà sobre negre“. Das 114 mal 146 Zentimeter große Materialbild von 1998 wurde bei Segre in Madrid im Mai für 230.000 Euro (210.000) zugeschlagen.
Das Auktionshaus Abalarte hatte Glück mit dem Philippiner Fernando Amorsolo, der in Madrid immer wieder unter den teuersten Losen zu finden ist. Im Mai wurden von ihm zwei attraktive Porträts von Fernando Zóbel de Ayala und seiner Frau Concepción Tremoya Palet angeboten. Die wohlhabende Familie der Zóbels hat Amorsolo finanziell unterstützt, ein Neffe des Paars ist der erwähnte Fernando Zóbel. Die beiden Gemälde von 1919 wurden auf 90.000 Euro (50.000) angehoben. Der Boom philippinischer Maler auf spanischen Auktionen in den vergangenen Jahren ist den vermögenden asiatischen Sammlern zu verdanken, die Kolonialkunst zurückkaufen und von den günstigen Preisen nach Spanien gelockt werden.
Die Firma Isbilya in Sevilla konnte im Februar einen meditierenden heiligen Petrus von José de Ribera abgeben, zur Taxe von 150000 Euro. Klassischer wird es mit Francisco Bayeu, Hofmaler und Schwager Francisco de Goyas. Sein Porträt des einflussreichen Silberschmieds Antonio Martínez sicherte sich der spanische Staat bei Ansorena im Mai per Vorkaufsrecht für 90.000 Euro (80.000). Auf je 100.000 Euro kamen Rafael Zabaletas „Personajes y Bodegón“ (100.000) und „Springbrunnen im Badés-Park“ in Arbucías (95.000) von Santiago Rusiñol. Zabaletas farbenfrohes Gemälde von 1949 hatte Sala Retiro im Februar im Angebot. Eines der begehrten Landschafts- und Parkbildern Rusiñols wurde bei Ansorena im Juli vermittelt.
Zur Schätzung von 130.000 Euro verkaufte Fernando Durán in Madrid im März ein spektakuläres Bild in Blau und Violett von Katharina Grosse; ein Bieter aus dem Ausland erhielt den Zuschlag für „O.T.#KG/M 2015-1004L“. Auf Platz zehn der Halbjahres-Liste steht ein Bild von Blanche-Augustine Camus (1884 bis 1968). Die französische Malerin erfuhr schon zu ihren Lebzeiten Ehren. Bei Suite in Barcelona wurde im Februar „Merienda en el jardín“, drei Frauen beim sommerlichen Nachmittagstee im Garten, für stolze 95.000 Euro (9000/15.000) zugeschlagen, ein Auktionsrekord für die Künstlerin.