50 Millionen Dollar erwartet : Älteste fast vollständige Hebräische Bibel wird versteigert
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Taxiert auf 30 bis 50 Millionen Dollar: Der Codex Sassoon, die älteste fast vollständig erhaltene Bibelhandschrift in Buchform, entstand vor rund tausend Jahren. Bild: Sotheby's
Der sogenannten Codex Sassoon dürfte im Mai eine Rekordsumme einbringen. Das gut tausend Jahre altes Buch befindet sich in einem außergewöhnlich guten Zustand, es fehlen nur wenige Seiten.
Zwischen dem 22. und 28. Februar kann der kostbare Band nach Jahrzehnten außerhalb des Blickfelds der Öffentlichkeit bei Sotheby’s in London bewundert werden, dann reist er über Tel Aviv, Dallas und Los Angeles nach New York, wo es Anfang Mai zur Versteigerung kommt: Mit einer Schätzung von 30 bis 50 Millionen Dollar versehen könnte der Codex Sassoon, die älteste fast vollständig erhaltene Handschrift der Hebräischen Bibel in Buchform, dort Spitzenlose der parallel abgehaltenen Moderne- und Zeitgenossen-Auktionen in den Schatten stellen. Sollte die Erwartung für den auch Damaskus-Pentateuch genannten Codex erfüllt werden, stiege er zum teuersten je bei einer Auktion verkauften historischen Schriftstück auf. Bislang ist das mit 43,1 Millionen Dollar brutto ein Erstdruck der amerikanischen Verfassung.
Entstanden im späten 9. und frühen 10. Jahrhundert im heutigen Israel oder Syrien, schlägt die rund 400 Seiten starke Pergamenthandschrift des Tanach eine Brücke zwischen den Qumran-Rollen und den Büchern des Alten Bundes in ihren heutigen Formen. Anders als der etwa gleich alte, stark dezimierte Codex von Aleppo enthält der Codex Sassoon fast die gesamten fünf Bücher Mose, die Propheten sowie die Schriften: Nur wenige Kapitel fehlen.
Abgefasst wurde die Bibel auf Hebräisch, Altgriechisch und Aramäisch. Einige frühere Besitzer lassen sich durch Vermerke im Buch noch heute benennen. Im 11. Jahrhundert verkaufte ein Mann namens Khalaf ben Abraham die Handschrift an Isaac ben Ezekiel al-Attar. Im 13. Jahrhundert wurde sie der Synagoge von Makisin, dem heutigen Markada in Syrien, gestiftet und neu gebunden. Nach der Zerstörung der Stadt, wohl durch die Mongolen, verlor sich die Spur des Codex für Jahrhunderte-
Nach Jahrhunderten wieder aufgetaucht
Erst 1929 tauchte er wieder auf, als er in Frankfurt dem Historiker Aron Freimann angeboten wurde, der den Preis von 350 Pfund allerdings nicht aufbringen konnte und den britischen Sammler David Salomon Sassoon auf den Band aufmerksam machte. Sassoon fügte die nun mit seinem Namen verbundene Handschrift seiner bedeutenden Kollektion von Judaica und Hebraika hinzu. Er starb 1942. Aus seinem Nachlass ersteigerte 1978 bei Sotheby’s in Zürich der British Rail Pension Fund für inzwischen 320.000 Dollar den Codex Sassoon, welcher auf seiner nächsten Versteigerung 1989 bei Sotheby’s in London schon 3,19 Millionen kostete. Ein Händler erstand das Buch. Nun kommt es aus dem Besitz des Genfer Investors Jacqui Safra wieder auf den Markt.