Sammlung Gerlinger : Schenkung für das Nolde Museum
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Aus der Sammlung Gerlinger: Emil Nolde, „Philister“,1915, Öl auf Leinwand, 85,5 mal 116 Zentimeter Bild: Nolde Stiftung Seebüll / VG Bildkunst, Bonn 2022
Hermann Gerlinger übergibt 36 Werke seiner bedeutenden Expressionismus-Sammlung dem Nolde Museum. Damit findet wenigstens ein kleiner Teil der großen Kollektion eine museale Bleibe. Der Rest wird versteigert.
Der Kunstsammler Hermann Gerlinger hat dem Nolde Museum in Sebüll sämtliche in seiner Kollektion vorhandenen Werke von Emil Nolde, ein Aquarell-Selbstporträt von Karl-Schmidt-Rottluff sowie Briefe Noldes an den Künstlerkollegen überlassen, zu dem auch der Sammler ein freundschaftliches Verhältnis pflegte. Unter den 36 Werken der Schenkung befindet sich das Ölbild „Philister“ von 1915, eines der frühen Hauptwerke Noldes, dazu „Boot und Schilf“ von 1909, zwei Aquarelle, sieben Bergpostkarten und 23 Grafiken.
Im Laufe von sieben Jahrzehnten hatte der 1931 geborene Würzburger Unternehmer Gerlinger eine der bedeutendsten privaten Sammlungen expressionistischer Kunst aufgebaut und wurde dabei zum Experten auf seinem Sammlungsgebiet. Seine Kollektion zählte rund tausend Objekte. Ihr Schwerpunkt lag auf der Künstlergruppe „Brücke“, deren Entwicklung anhand der zusammengetragenen Werke systematisch erschlossen und dokumentiert werden sollte. Entsprechend wollte Gerlinger sie präsentiert sehen.
In Gestalt von Leihgaben fand seine Sammlung nacheinander Aufnahme in drei Museen: erst im Museum Gottorf in Schleswig, danach im Museum Moritzburg in Halle, schließlich im Buchheim-Museum in Bernried am Starnberger See. Zu einer dauerhaften Übertragung kam es indes nie. Stattdessen gab das Auktionshaus Ketterer Anfang des Jahres bekannt, dass Gerlinger seine Sammlung versteigern lasse zugunsten wohltätiger Zwecke. Die Auktion der ersten Tranche spielte im Juni in München sechs Millionen Euro ein. Die nächsten Tranchen sollen Ende des Jahres bei Ketterer zum Aufruf kommen, im „Evening Sale“ am 9. Dezember und bei der Auktion „Klassische Moderne“ am Folgetag.
Zur Motivation, das von ihm Vereinte zerstreuen zu lassen, sagte Gerlinger: „Ich habe mir viel Zeit genommen für die Prüfung und musste am Ende feststellen, dass ich meine Vision der Fortsetzung meiner Arbeit für meine Gesamtsammlung zu meinen Lebzeiten nicht mehr realisieren kann.“ Teile der Sammlung „wären bei einer Komplettweitergabe im Archiv oder Depot gelandet.“ Er habe das akzeptiert.
Dass Gerlinger nun wenigstens einen Teil seiner Sammlung in museale Obhut gibt und dem Nolde Museum überträgt, nennt er ein „Zeichen meiner großen Dankbarkeit für das Vertrauen, das der Nolde-Freund Karl Schmidt-Rottluff in mich gesetzt hat. Ich bin überzeugt, er wäre mit meiner Entscheidung sehr einverstanden.“ Hans-Joachim Throl, der Vorsitzende des Kuratoriums der Nolde Stiftung Seebüll, nennt das übergebene Konvolut „die bedeutendste Schenkung“, die das Haus je erhalten habe.