Bronzino-Auktion in New York : Restituiert und verkauft für die jüdische Gemeinde
- Aktualisiert am
Nach minutenlangem Bietergefecht für neun Millionen Dollar zugeschlagen: Bronzinos Bildnis eines jungen Mannes mit Blatt Papier in der Hand Bild: Reuters
Die Vorbesitzerin starb im Holocaust: Ein neu Bronzino zugeschriebene Bildnis eines jungen Mannes, das einst im Linzer Führermuseum hing, erzielt bei seiner Versteigerung in New York ein Rekordergebnis.
Der Hammer fiel nach fünfminütigem Bietergefecht bei neun Millionen Dollar; mit Aufgeld zahlt der erfolgreiche Bieter im Saal 10,7 Millionen Dollar. Damit ist das erst kürzlich Bronzino zugeschriebene Gemälde eines jungen Mannes mit Blatt Papier in der Hand, das bei Sotheby's in New York im Rahmen der Auktion „Master Paintings Part I“ zum Aufruf kam, das teuerste je bei einer Versteigerung verkaufte Werk des Künstlers. Die Schätzung vorab hatte sich auf fünf Millionen Dollar belaufen.
Für das starke Interesse dürfte die bewegende Geschichte des Werks eine entscheidende Rolle gespielt haben. 1927 hatte es Ilse Hesselberger, die Enkelin des Gründers der Deutschen Nähmaschinenfabrik Joseph Wertheim in Frankfurt und Frau des Münchner Industriellen Frank Hesselberger, bei der Münchner Kunsthandlung Julius Böhler erworben. Damals galt das Bild noch als Arbeit Francesco Salviatis. In der NS-Diktatur war Ilse Hesselberger als Jüdin unter den ersten vom Regime Deportierten; 1941 wurde sie im litauischen Kaunas ermordet. Das manieristische Gemälde aus ihrem Besitz, inzwischen del Conte zugeschrieben, war zu dem Zeitpunkt durch Enteignung oder Zwangsverkauf wieder in den Kunsthandel gelangt und kam von dort ins Linzer Führermuseum.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Gemälde über mehrere Zwischenstationen in die Hände der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft über, die es 2021 schließlich dem Nachlass der sich 1938 nach New York geretteten Tochter Ilse Hesselbergers übergab. Die Zuschreibung an Bronzino, nach der es sich womöglich sogar um ein Selbstbildnis des Künstlers handeln soll, folgte zuletzt.
Der Erlös aus der Versteigerung kommt nach Angaben Sotheby's den Selfhelp Community Services zugute, die Überlebende des Holocausts in Amerika unterstützen, sowie der Lighthouse Guild, einer jüdischen Gesundheitsorganisation.