Kunstmesse Volta in Basel : Nachwuchs von der Entdeckermesse
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Die Volta in Basel will eine Kunstmesse für Entdeckungen sein und setzt auf Frauen, Jugend und den Nahen Osten. Wir stellen Arbeiten von drei jungen Künstlerinnen vor, die dieses Mal dabei sind.
Aufregende Entdeckungen stellt die Volta als jüngste der drei Satellitenmessen der Art Basel den Besuchern in Aussicht. Das Entdecken und die Aufregung dürften auf Gegenseitigkeit beruhen bei Newcomern, die hier ihre ersten Messeauftritte haben. Zu ihnen gehört Ishita Chakraborty. Am Stand von Artpowher Contemporary (Zürich) hat sie Dutzende kleiner Pilze aus Terrakotta, deren Tönungen Assoziationen an menschliche Hautfarben wecken, in unterschiedlich diversen Gruppen zusammengestellt – mal diffuser, mal gedrängter. So erzeugen sie ein Spannungsfeld auf dem Boden, und jeder Schritt durch die Installation „Europe“ (8200 Franken) wird bewusster. Zertretene Pilze nimmt die Künstlerin in Kauf, das liege in der Natur der Sache. Die Pilze wurden gemeinschaftlich getöpfert, wie es in Chakrabortys Geburtsland Indien Tradition ist.
Piet Mondrian, dem die Fondation Beyeler gerade eine große Schau widmet, schrieb 1920 grundlegende Gedanken über abstrakte Malerei nieder. Hundert Jahre später sucht die Spanierin Cristina Gamón neue Ebenen der Abstraktion. Gamóns Bilder bei der Galerie Shiras (Valencia) sind intellektuelles Spiel ebenso wie sinnliche Erfahrung: Anders als bei Mondrian darf man sie mit den Fingern ertasten. Die Künstlerin arbeitet mit reflektierendem Plexiglas. Kanten und Fugen in der Oberfläche entstehen dadurch, dass Motive mit dem Laser ausgeschnitten und an anderer Stelle eingefügt wurden. Organisch geschwungen, erinnern manche Cut-outs an eine Farbpalette. Zugleich scheint die Rahmenkonstruktion hindurch. Ausgerechnet der Rahmen, der auf den ersten Blick für eine Fenstersprosse gehalten werden könnte, bricht mit der Illusion der Malerei als Fenster zur Welt und ist das einzig Gegenständliche in den verträumten Kompositionen aus neongrellen Farbsprenkeln (3360 bis 5760 Euro).
Neben ihrer Quote von mehr als fünfzig Prozent Künstlerinnen hat die Volta einen Schwerpunkt auf den Nahen Osten und Arabien gelegt. Abseits des Regional-Pavillons präsentiert die Palästinenserin Samah Shihadi bei Tabari Artspace (Dubai) realistische Kohlezeichnungen. „Landscape (Abandoned House)“ (16.800 Dollar) zeigt die Ruinen eines Hauses in einem Dorf, das heute auf israelischem Boden steht. Shihadis weitere Bilder richten den Blick eher nach vorn als in die Vergangenheit: Drei ihrer fünf Selbstporträts (je 10.000 Dollar) sind von Tarotkarten inspiriert, aus denen sie die Zukunft zu lesen versucht. Ihr Selbstbildnis mit vier Armen, die alle einen anderen Gegenstand halten, könnte die Allmacht einer Hindu-Gottheit demonstrieren oder die moderne Frau beim Multitasking zeigen. Auf die Ähnlichkeit ihrer Porträts – stets in frontaler und spiritueller Pose – mit Marina Abramović angesprochen, nickt Shihadi und sagt, dass sie eine Art Entwurf für ihr zukünftiges Selbstbewusstsein als Künstlerin seien.
Volta, Elys Basel, bis 19. Juni, Eintritt 25,90 Franken