Münchener Messen : München ist gern im Kunstrausch
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Es ist mal wieder Messezeit: Die „Highlights“ bleiben beim hohen Standard, die „Kunst & Antiquitäten München“ hält sich gut, und der aus Berlin zugereiste Neuling heißt „Paper Positions“.
Im Münchner Hofgarten wird gebaggert und gebuddelt, doch gleich hinterm Bauzaun ebnet eine dieser Teppichbahnen, die große Auftritte ankündigen, den Weg zu den schönen Künsten. Er führt in den Kaiserhof der Residenz zur Kunstmesse Highlights, die dort mit rund vierzig Händlern zum fünften Mal eine großzügige temporäre Halle bezogen hat. Der überwältigenden Fülle eines qualitativ hochwertigen Angebots an Kunstschätzen von der Gotik bis heute begegnet man am besten mit dem Scharfstellen des Blicks; denn ohne genaues Hinsehen, gerade auch auf die kleinformatigen Pretiosen, entginge einem manche Perle.
Gleich rechts vom Eingang funkeln in den Vitrinen von Eva Toepfer aus Luxemburg neben Silberwaren auch Golddosen, darunter eine Tabatiere, die um 1760 König Frederik V. von Dänemark und Norwegen in Auftrag gab. Ihre Deckelinnenseite zeigt das vom Kopenhagener Hofkünstler Joseph Brecheisen ganz fein gemalte Miniaturporträt des lächelnden Königs in Rüstung und Hermelinmantel. Nachkommen des Amtmanns Hans Simonsen, dem Frederik die Dose mit Talern gefüllt schenkte, behielten das Stück mehr als zwei Jahrhunderte; für 68 000 Euro ist es nun zu haben. Links vom Messeeingang besticht bei Thole Rotermund die große, temperamentvolle, fast wilde Zeichnung eines rauchenden Frauenakts von Kirchner aus der Zeit um 1910 (148 000 Euro). Und es gibt eine Reihe entzückender Künstlerpostkarten: Pechstein, Heckel, Schmidt-Rottluff und andere gaben die farbigen Kleinformate an Frauen, Freunde und Sammler in die Post (Preise von 23 000 Euro an).
Wechsel in der Geschäftsführung der „Highlights“
Die beiden Flanken des Entrées stehen für die Säulen dieser Messe: altes Kunsthandwerk und Klassische Moderne. Was sich bereits bei der Highlights-Ausgabe des vergangenen Jahrs abzeichnete, tritt nun klarer zutage. Dass es auf diesem Sektor in München durchaus noch Potential gibt, bekräftigt Elfriede Kirsch am Stand von Langeloh Porcelain: Ein jüngerer Sammler habe bei ihr für einen Betrag im unteren sechsstelligen Bereich ein rares Paar großer Meissener Mandelkrähen nach Kaendler-Modellen von 1730 erworben. Und Peter Mühlbauer freute sich schon zu Messebeginn über den Verkauf einer klassizistischen Genueser Konsole nach Paris.
Erstmals ist die Firma Senger aus Bamberg dabei: Die Generalisten mit Schwerpunkt bei alter Skulptur beginnen ihr Messe-Potpourri mit einer italienischen „Johannesschüssel“ aus Alabaster; sie weist am Haupt des Täufers noch Reste der Originalbemalung von um 1420 auf (115 000 Euro). Senger hält aber auch Profanes bereit, wie vier kleine hölzerne Jagdhunde aus England zum Preis von 6800 Euro. Bei Franke aus Bamberg steht man in Salon-Atmosphäre aus Möbeln und Silberwaren des 17. und 18. Jahrhunderts vor einem Klappsekretär von Abraham Roentgen: Um 1765 in Neuwied gebaut, fehlt das mit kolorierten Blüten und Rocaillen intarsierte Stück in seiner zierlichen Pracht in keinem Standardwerk zur Roentgen-Werkstatt (360 000 Euro). Christian Eduard Franke-Landwers löste zu Beginn dieses Jahrs Konrad O. Bernheimer in der Highlights-Geschäftsführung ab. Er übt das Amt gemeinsam mit Alexander Kunkel aus, dem umtriebigen Münchner Spezialisten für Salon- und Sezessionskunst. Kunkels Koje ist beherrscht von Ferdinand Kellers großformatigem Gemälde „Selene“, das im Frühjahr bei Bonhams versteigert wurde.