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Kunst und Antiquitäten : Teller und Tasse von Queen Mary

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Düsseldorf holt auf: Die "antique & kunstmesse" ist eine Reise wert, und muss den Vergleich mit der nationalen Konkurrenz nicht scheuen.

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          Bereits zum dritten Mal öffnete die „antique & kunstmesse“ in Düsseldorf jetzt ihre Pforten und konnte sich zur Vernissage an vollen Gängen erfreuen. Insgesamt hundert Galerien und Kunsthändler - dreizehn weniger als im vergangenen Jahr - sind in der Messehalle verteilt.

          Vom System des vergangenen Jahres hat man wieder Abstand genommen: Damals erzwang der Parcours eine Passage an allen Galerien vorbei. Nun sind die Aussteller mit ganz unterschiedlichen Sammlungsobjekten gemischt, so dass sich ein abwechslungsreiches, aber keineswegs zufälliges Gesamtbild ergibt.

          Schwerpunkt beim europäischen Kunsthandwerk

          Das europäische Kunsthandwerk bildet die größte Gruppe neben Händlern für Malerei und Skulptur vom Mittelalter bis hin zur Gegenwart. Graphik und außereuropäische Kunst ergänzen dieses Feld. Ein Drittel der Teilnehmer kommt aus Nordrhein-Westfalen, die Hälfte davon direkt aus Düsseldorf. Neun Aussteller sind aus dem benachbarten Ausland angereist.

          Konnten im vergangenen Jahr 11.500 Besucher begrüßt werden, hofft man jetzt auf bis zu 14.000 Gäste, die nach den Erfahrungen der ersten beiden Jahre mehrheitlich aus dem Umland anreisen. Qualitativ muss die „ak“ keinen Vergleich mit den traditionsreicheren Kunst- und Antiquitätenmessen in Köln und München scheuen. Die Konkurrenz hatte zuletzt deutlich an Umfang und Bedeutung eingebüßt.

          Eine Gartenansicht von Max Liebermann

          Teuerstes Kunstwerk auf der Messe ist dieses Jahr ein Gemälde Max Liebermanns aus dem Jahr 1923. Die Düsseldorfer Galerie Ludorff bietet das Wannseegarten-Motiv für 980.000 Euro an. Riedel aus München hat eine luftige Ölskizze von Renoir aus München mitgebracht, die ein Landschaftsmotiv bei Cagnes-sur-Mer um 1905 zeigt (185.000 Euro). Bei Schwarzer aus Düsseldorf findet sich eine kleine Terrakotta-Statuette Wilhelm Lehmbrucks. Die fünfzig Zentimeter hohe „Kleine Sinnende“ von 1911 erfordert 220.000 Euro.

          Inmitten seines Angebots an Antiquitäten präsentiert Michael Nolte aus Münster mit El Lissitzky einen weiteren Klassiker der Moderne: Sein um 1919/20 entstandener Plakatentwurf kostet 138.000 Euro. Picasso hat bei Barr & Ochsner aus Zürich seinen ersten Auftritt: Sie präsentieren einen thematisch so typischen wie technisch ungewöhnlichen „Picador und Torero“. Das Unikat, ein weißer Linoldruck mit Tuschlavierung, misst 62 mal 75 Zentimeter (175.000 Euro).

          Zerbrechliches aus Meissen

          Ein vollständiges zwölfteiliges Meissner Teeservice aus den Jahren 1732 bis 1735, bemalt mit Höroldt-Chinoiserien aus dem Schulz-Codex, zeigt Langeloh aus Weinheim. Ein vergleichbares Service gelangte einst aus dem Besitz Queen Marys in die Wark Collection in Jacksonville, Florida. Drei perfekt erhaltene Pietra-dura-Bilder, hergestellt in den Werkstätten der Medici in Florenz im 17. Jahrhundert, sind Bestandteil eines schwarzen Salontischs, der um 1790 für Schloss Sagan gefertigt wurde und jetzt einer der Höhepunkte bei Viebahn Fine Arts aus Worpswede für 96.000 Euro ist.

          Für die Ausgestaltung eines Zimmers wurden um 1775 die zwölf fast zwei Meter hohen Ölbilder mit Landschaftsmotiven und Genreszenen aus der Werkstatt Christian Georg Schütz' des Älteren in Auftrag gegeben. Franke aus Bamberg hat keine Mühen gescheut und zeigt dieses monumentale Werk auf der Messe (235.000 Euro). Annähernd zur gleichen Zeit, 1777, malte Jakob Philipp Hackert die lebendige „Campagna mit Wanderern, Maultieren und Hund“, ein aus verschiedenen Studien im Atelier komponiertes Idealbild zu sehen bei Frye & Sohn aus Münster (360.000 Euro).

          Ausgewählte Asiatika

          Bei den Asiatika zeigt Matthias Ruetz aus Olching ein Hauptwerk von Taiso Yo-shitoshi, den dreiteiligen Farbholzschnitt „Fujiwara no Yasumasa beim Flötenspiel im Mondlicht“ aus dem Jahr 1883 (7400 Euro). Die Galerie Peter Hardt aus Radevormwald zeigt einen Buddha auf einem Elefantensockel aus Sandstein, der im 17./18. Jahrhundert während der Shan-Periode in Burma entstand (100.000 Euro).

          Die junge Düsseldorfer Messe dürfte sich mit diesem Angebot und der starken Sammlerschaft in Nordrhein-Westfalen weiterhin behaupten können. Und die Finanzkrise wird wohl auf dieses wenig von spekulativen Ambitionen getriebene Segment auch nur eingeschränkte Auswirkungen haben.

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