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Kunstmessen Frieze in London : Diverser, weiblicher, ökologischer

  • -Aktualisiert am

Die Messen Frieze und Frieze Masters sind zurück, gezeichnet von der Pandemie und mit neuem Optimismus. Bei den Zeitgenossen war im Lockdown Zeit für malerische Introspektion. Und asiatische Händler zeigen mehr Präsenz denn je.

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          „Save me“, prangt in lilafarbener und roter Kursivschrift an einem der Stände der Frieze-Messe. Tracey Emins Neon-Schrei stammt zwar aus vorpandemischer Zeit, doch drückt er auf der ersten Londoner Wiederversammlung des in der Regel jährlich stattfindenden Großereignisses von Frieze und Frieze Masters etwas von der Nervosität eines Marktes aus, der nach der coronabedingten Zwangspause das Terrain sondiert und aus dem Nachholbedarf Kapital zu schlagen hofft.

          Gina Thomas
          Feuilletonkorrespondentin mit Sitz in London.

          Ausländische Teilnehmer sind freilich in den zwei großen Zelten im Regent’s Park weniger präsent als gewohnt. Hier und da waren unter den rund 280 Ausstellern auch Klagen über die beschwerlichen Zollformalitäten seit dem Brexit zu vernehmen, die durch die Lastwagen-Krise weiter verschärft worden sind. Einige ließen sich dadurch sogar ganz von der Teilnahme abschrecken; andere zitterten bis zuletzt, ob ihre Ware rechtzeitig ankommen würde.

          Davon war bei der Eröffnung allerdings nichts zu spüren: Die Energie, berichteten Händler, die auch auf der Art Basel gewesen sind, schwinge höher als dort; die Stimmung sei zuversichtlich, das Geschäft bei Werken bis zu einer halben Million Dollar laufe zügig. Das bisher übliche Gedränge hingegen wird durch die von der Organisation ergriffene Corona-Maßnahme eingeschränkt, den Eintritt zeitlich festzulegen. Die Eintrittspreise von bis zu 205 Pfund für beide Messen dürften ebenfalls ins Gewicht fallen.

          Das Angebot bei der aufs Zeitgenössische konzentrierten Frieze-Messe wirkt auffallend zurückhaltender, der Ton in­trospektiver, wohl nicht zuletzt, weil die im Lockdown auf sich selbst zurückgeworfenen Künstler verstärkt gemalt haben. Das macht auch der Stand der Londoner Händlerin Victoria Miro durch eine Auswahl von Bildern sichtbar, zu denen Chantal Joffes Ölgemälde kleeblütenartiger „Corona“-Blumen in einem Krug gehört, die unter dem Eindruck der Pandemie entstanden sind (Preise bis zu 22.000 Euro).

          Akribisch gearbeitete Leinwände

          Statt ausgefallener konzeptioneller Installationen drängen sich akribisch gearbeitete Leinwände auf: wie bei der Galerie Krinzinger aus Wien der labyrinthische Kreis, den Waqas Khan mit feinsten roten Tintenstrichen auf eine 2,4 mal 2,4 Meter große Leinwand gebannt hat. Ähnlich suggestiv wirken am Stand von Edouard Malingue aus Hongkong die großformatigen Porträts der Schauspielerin Maggie Cheung, welche die amerikanisch-taiwanische Künstlerin Brooke Hsu in grüner Tinte ausgeführt hat. Die gesamte Präsentation von Hsus Werken – einschließlich eines dem Balthus-Gemälde „Das Opfer“ frei nachempfundenen Diptychons, das fast 2,5 mal 2,7 Meter misst – ist für Preise zwischen 20.000 und 42.000 Dollar bereits verkauft.

          Gewiss warten die großen Händler, wie Gagosian und der auf beiden Frieze-Messen vertretene Thaddaeus Ropac, mit ihren berühmten Namen auf. Ropac verzeichnete gleich am ersten Tag unter seinen Verkäufen das in diesem Jahr entstandene Ölgemälde „Zimmer mit Dusche“ von Georg Baselitz. Die mit 1,2 Millionen Euro bezifferte Darstellung eines skizzenhaft gemalten, überlebensgroßen violetten Kopfstehenden vor

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