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Kunstmesse Art Dubai : Sicherer Hafen für reiche Russen

  • -Aktualisiert am

Anlegen am Palm Jebel Ali-Archipel: Schöne Aussichten auch für russische Investoren Bild: AP

Sonne, Sand, Palmen und keine Sanktionen: Dubai lockt als Zuflucht wohlhabender Russen. Die Kunstmesse dort mag auf Abstand gehen. An ihrem Standort ändert das nichts.

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          Als Russland vor einem Jahr die Ukraine überfiel, schloss der Kunstmarkt in der westlichen Welt rasch die Reihen, um Putins Oligarchen draußen zu halten, und setzte die in Amerika, Großbritannien und Europa beschlossenen Sanktionen um. Eine allzu große Rolle auf Auktionen, Messen und in Galerien hatten vermögende Russen als Kunstliebhaber zuletzt ohnehin nicht mehr gespielt. Ihr Kapital ist aber immer noch groß genug, um am Golf für einen Boom zu sorgen: Die Vereinigten Arabischen Emirate machen nicht mit bei den Sanktionen, und so wurde Dubai – während der Pandemie schon Zuflucht für Reiche, die Corona-Beschränkungen andernorts entgehen wollten – zum sicheren Hafen für vermögende Russen. Zu Wasser kommen sie mit ihren Luxusjachten, zu Luft in Privatjets, zu Land kaufen sie sich ein.

          Seit Kriegsbeginn in der Ukraine haben Immobilienpreise und Lebenshaltungskosten in Dubai kräftig angezogen. Das dort ansässige Maklerunternehmen Betterhomes nennt Russen als größte internationale Käufergruppe, und der „Art Basel and UBS Global Art Market Report“ verzeichnet für 2022 eine Belebung des Handels mit Luxusgütern und Kunstwerken zwischen Russland, den Golfstaaten und der Türkei – als Konsequenz westlicher Sanktionen. Halb Moskau sei praktisch in Dubai, heißt es schon, was natürlich übertrieben ist, doch „The Art Newspaper“ gegenüber sprechen im Emirat ansässige Galeristen wie etwa Natalya Andakulova von einer nie da gewesenen Nachfrage russischer Umsiedler, die ihre neuen Bleiben am Golf dekorieren wollten.

          Auf der Anfang Mai abgehaltenen Messe für moderne und zeitgenössische Kunst Art Dubai, der wichtigsten für den Nahen Osten, Nordafrika und Südostasien, wäre dazu wohl auch Gelegenheit. Im Vorjahr hat die Messe ein Viertel ihrer Einnahmen aus Kartenverkäufen an ukrainische Flüchtlinge gespendet, um nicht als Kriegsgewinnler dazustehen, und betont, russisches Geld spiele keine Rolle auf der Messe. Dieses Jahr, bei ihrer bisher größten Ausgabe, sind unter den mehr als 130 Ausstellern aus gut 40 Ländern wieder keine aus Russland. Im luftleeren Raum findet die Art Dubai dennoch nicht statt. Sondern im sicheren Hafen.

          Ursula Scheer
          Redakteurin im Feuilleton.

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