Kunsthandwerk : Eselreiterin: Ergebnisse der Auktion bei Lempertz in Berlin
- -Aktualisiert am
Bei der ersten Berlin-Auktion des Kunsthauses Lempertz schienen die Liebhaber unter sich, ließen nur wenig zurückgehen und zeigten Verständnis für die Leidenschaften anderer. Größere Rivalitäten blieben so aus. Eine ganz andere Atmosphäre kam jedoch beim Aufruf eines Paars friderizianischer Leuchter auf.
Für 9500 Euro erwarb ein telefonischer Bieter August Gauls muskulösen, glänzenden, kleinen Otter mit dem vergoldeten Fisch im Maul, dessen vergrößerte Nachbildung bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg den Brunnen der Wannseevilla Max Liebermanns geschmückt hatte (Taxe 5000/7000 Euro). Die lässige, anmutige Eselreiterin in Bronze des Berliner Tierbildhauers erreichte sogar 10 500 Euro.
Bei der Untertaxe hingegen blieb mit 14 000 Euro das Paar Balustervasen mit rotem Lackdekor. Den Schätzwert oder eine knapp darunterliegende Summe erzielten die meisten Lose bei der ersten Berlin-Auktion des Kunsthauses Lempertz. Besonders das Porzellan, aber auch die Fayencen und Tabatieren, Silber, Glas, Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen fanden den ruhigen Zuspruch der zahlreich in der Poststraße erschienenen Bieter, erreichten aber nur sehr selten überraschende Preissteigerungen. Die Liebhaber schienen unter sich und ließen nur wenig zurückgehen.
Zwei Leuchter entzünden Bietgefecht
Großzügigkeit und Verständnis für geschmackliche Idiosynkrasien und die Leidenschaften anderer verhinderten, daß es zu größeren Rivalitäten kam. Bei dem Paar friderizianischer Leuchter aus getriebenem und graviertem Silber, Mitte des 18. Jahrhunderts von Hermann Neupert II in Berlin gefertigt, kam eine andere Atmosphäre auf. Zwei Bieter ließen die Taxe von 8500 Euro schnell hinter sich, zugeschlagen wurden die mit Blüten, Zweigen und Rocaillen dekorierten Kerzenständer bei 34 000 Euro.
Die um 1820 bis 1840 in der KPM hergestellten achtzehn Innenbildtassen mit Untertassen mit Berliner Ansichten, Rand- und Henkelvergoldung erzielten 24 000 Euro (25 000/28 000). Eine der schönen Emailtabatieren war schon für 400 Euro zu haben. Und auch mit der Prunkvase mit den Ansichten des Königlichen Schlosses und der Schloßbrücke in Berlin sowie von Sanssouci (KPM zwischen 1849 und 1870) machte nicht das Haus sein Glück, sondern der von Fortuna begünstigte Ersteigerer, der sie für 20 000 Euro statt der geschätzten 35 000 bis 40 000 Euro mitnehmen konnte.