Kunst bei Bassenge : Vom Reisen träumen
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Eine vielfältig bestückte Altmeister-Sektion und ein charmantes Kamel: Die Auktion mit alter und moderner Kunst bei Bassenge in Berlin.
Halb in Schlaf gesunken, hütet ein mächtiger Löwe das „Gehäus“ seines Wohltäters, des heiligen Hieronymus: Albrecht Dürers auf 15.000 Euro taxierter Meisterstich zählt zu den Glanzstücken der Versteigerung mit alter und moderner Kunst bei Bassenge in Berlin vom 3. bis zum 6. Juni. Weitaus mehr, nämlich 60.000 Euro, müssten Bieter in Rembrandts „Hundertguldenblatt (Christus heilt die Kranken)“ investieren, das Highlight der reich und vielfältig bestückten Altmeister-Sektion. Kostbare Angebote stellen außerdem Blätter von Andrea Mantegna – „Die Schlacht der Seegötter“ (Taxe 18.000 Euro) –, Martin Schongauer – die „Heilige Jungfrau der Verkündigung“ (12.000) – und Lucas Cranach d. Ä. – „Adam und Eva im Paradies“ (7500) – dar.
Bei der Kunst des 20. Jahrhunderts firmieren 426 Gemälde, Grafiken und Skulpturen zu eher moderaten Schätzungen. Picasso ist mit der von 1934 datierten Radierung „En la Taberna“ (40.000) vertreten und Joan Miró mit einem Einzelblatt aus einer Radierfolge von 1950 (18.000). Odilon Redons faszinierender „Vieux Chevalier“ soll 12.000 Euro einspielen – wie auch eine neusachliche „Winterlandschaft“ von Carl Lohse, Frans Masereels sozialkritisch gesehene „Menschenmenge“ und Luciano Castellis „Transi stehend“. Einen repräsentativen Querschnitt durch das Lebenswerk des mit Berliner Motiven berühmt gewordenen Lesser Ury bietet mit 65 Handzeichnungen, Lithographien und Radierungen eine zum Verkauf stehende englische Privatsammlung. Das Interesse eines Museums erwecken könnte ein mit 42 brillanten Zeichnungen ausgestattetes „Nubisches Skizzenbuch“ von Emil Orlik (6000). In der Kollektion eines anonymen deutschen Privatiers, deren Schätze einzeln aufgerufen werden, dominieren Arbeiten von Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Lovis Corinth und Emil Nolde. Wie ein Irrläufer unter den Vertretern der Klassischen Moderne wirkt der mit acht Blättern präsente Geisterseher Alfred Kubin; sein im Weitsprung über Land und Meer erfasster „Kronos“ lehrt bei geschätzten 10.000 Euro das surreale Grausen.
„Fernweh“ und „Sehnsucht nach dem Unbekannten“ zu stillen versucht ein Konvolut aus vor allem italienischen Veduten, astronomischen Gerätschaften, ausgefallenen Mineralien und fotografischen Belegen zur Eroberung des Weltraums. Die Verbindung von kunsthistorischen Losen und solchen mit Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs dürfte sich stimulierend auf die wohl überwiegend online zugeschaltete Kundschaft auswirken. Die hat die Wahl zwischen Giovanni Battista Piranesis großartigen Ansichten der ruinösen Tempel in Paestum (18.000) und der charmanten Wiedergabe eines Kamels, das dem aus Flensburg stammenden Maler Melchior Lorch 1582 während einer Wüstensafari begegnete (600). Zur Disposition stehen darüber hinaus ein bronzener Bodhisattva aus dem 12. Jahrhundert (9000), ein Korkmodell der römischen Cestius-Pyamide (3500) und eine figürlich geschmückte Kratervase aus der englischen Wedgewood-Manufaktur (150). Für erwartete 2500 Euro ließe sich am Ende die ganze Welt ergreifen in einem zum Knauf eines Spazierstocks umfunktionierten Miniglobus aus Elfenbein.