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Fragwürdige NS-Vergangenheit : Rekordsumme für Hortens Schmucksammlung

Sieben-Millionen-Dollar-Steine: Heidi Hortens „Briolette of India“-Diamantcollier kam nicht ganz auf den geschätzten Preis Bild: dpa

Fast 200 Millionen Dollar spielte die Schmucksammlung der „Kaufhauskönigin“ Heidi Horten bei ihrer Auktion ein. Soviel waren nicht einmal Liz Taylors Preziosen wert. Doch die NS-Vergangenheit des Horten-Vermögens raubt der Versteigerung jeden Glanz.

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          Elizabeth Taylor ist auf die Ränge verwiesen: Die Hunderte Preziosen umfassende Schmucksammlung von Heidi Goëss-Horten hat bei ihrer Versteigerung durch Christie’s in Genf einen neuen Rekord aufgestellt: 196 Millionen Dollar, das Aufgeld eingerechnet, spielte das Geschmeide der im vorigen Juni gestorbenen „Kaufhauskönigin“ und Kunstsammlerin ein. Damit ist es die teuerste je versteigerte private Schmucksammlung der Welt. Bisher hatte der Inhalt von Elizabeth Taylors eminenter Schmuckschatulle den Rekord gehalten: Er brachte 2011 bei einer Versteigerung in New York knapp 116 Millionen Dollar brutto ein – und war umstrahlt vom Glamour der Leinwanddiva.

          Ursula Scheer
          Redakteurin im Feuilleton.

          Die Schweizer Auktionsserie „The World of Heidi Horten“ dagegen wirkte trotz ihrer Kapitalkraft wenig brillant: Woher der Reichtum der Sammlerin, deren größte Leidenschaft jenseits von Geschmeide dem Aufbau ihrer Kunstsammlung galt, stammte, erregte vor allem in den Vereinigten Staaten Empörung. Helmut Horten, Heidi Hortens erster Ehemann, hatte beim Aufbau seines Kaufhausimperiums während der NS-Zeit davon profitierte, das jüdische Unternehmer ihre Firmen verkaufen mussten. Christie’s schien diesen Aspekt seiner Veranstaltung zunächst stillschweigend übergehen zu wollen, bis Proteste laut wurden.

          Das American Jewish Committe und das Simon Wiesenthal Center forderten, die Versteigerung zu stoppen, bis „ernsthafte Anstrengungen“ unternommen worden seien, die Quelle von Hortens Vermögen zu untersuchen. Auch der Holocaust Educational Trust sprach sich gegen die Veranstaltung aus. Tatsächlich hatte Heidi Horten selbst vor ihrem Tod den Historiker Peter Hoeres mit der Untersuchung der Geschäftspraktiken ihres verstorbenen ersten Mannes im Nationalsozialismus beauftragt.

          Das Ergebnis: Horten war ein Profiteur des NS-Regimes. Heidi Horten äußerte sich nie öffentlich dazu. Im Online-Verkaufskatalog von Christie’s heißt es nun, dass ein „bedeutender Teil“ des Erlöses der Auktion der Holocaust-Forschung und pädagogischen Projekten zum Völkermord an den Juden zufließen solle. Von Beginn an hatte das Auktionshaus angekündigt, dass der Erlös der „Heidi Horten Collection“, dem Privatmuseum der Sammlerin, und anderen wohltätigen Zwecken zugute komme.

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