Galerieszene in Singapur : Eine Stadt öffnet sich den Neugierigen
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In Singapur ist die Galerienszene mit junger Kunst viel reicher als erwartet. Man muss aber etwas Entdeckerlust mitbringen, um die verstreuten, inspirierenden und wichtigen Orte aufzuspüren.
Singapurs City Hall District ist ein Gewimmel aus Büros und klimatisierten Einkaufszentren, den wichtigsten Museen wie dem Singapore Art Museum oder der National Gallery und Kirchen aller Konfessionen. Mittendrin, an der Waterloo Street, liegt das sorgfältig restaurierte, 1938 errichtete Gebäude der Catholic Secondary High School, die schon der ehemalige Premierminister Singapurs besuchte. Vom Immobilienentwickler und Kunstsammler Daniel Teo 2009 für neun Jahre angemietet, beherbergt das Gebäude Teos Privatmuseum, in dem er seine Sammlung präsentiert, aber ebenso eine Kunstschule, Agenturen und einige Galerien, unter ihnen Yavuz Fine Art.
Das Gespräch mit dem Galeristen findet auf Deutsch statt: Can Yavuz wurde in der Türkei geboren und wuchs in Köln auf. Zum Studium der Volkswirtschaft ging er nach London, wo er begann, Kunst zu sammeln. Nach Singapur kam er 1999 und blieb, nach Stationen in Australien und Hongkong. Der Banker, der seine Freizeit als Kunstsammler und Consultant verbrachte, entschloss sich 2009, seine eigene Galerie zu eröffnen. „Mir gefällt es, mittendrin zu sein“, erklärt Yavuz: „Hier kommen Künstler, Kollegen, Touristen, aber auch der Priester von der Kirche nebenan vorbei, um sich unsere Kunst anzusehen.“ Aktuell zeigt er die von der kanadischen, in Singapur lebenden Kuratorin Iola Lenzi kuratierte Schau „For Home and Country“, mit Installationen, Fotoarbeiten, Skulpturen und Gemälden des Vietnamesen Bui Cong Khanh. In der Installation „Saigon Slum“ baut der 1972 in Da Nang City geborene Künstler einen der von armen Landarbeitern bewohnten Slums in Saigon als Modell nach; er filmt und fotografiert darin. Die Existenz solcher Slums wird bis heute von offizieller Seite geleugnet. Khanh stellt in seinen Arbeiten Fragen nach den Möglichkeiten eines freien künstlerischen Ausdrucks in seinem kommunistischen Heimatland. (Die Preise liegen zwischen 1220 und 52.900 Dollar. Bis 10. März.)
Angewandte und konzeptuelle Fotografie
Tiefer im Süden, an der Keppel Road, unweit des heruntergekommenen historischen Bahnhofs verladen Lastkräne im Hafen von Singapur Container aus aller Welt. Nach Kunst sieht hier zunächst nichts aus, und als Fußgänger muss man sich in Acht nehmen vor den vorbeirasenden Gabelstaplern. In einem der vielen Betonsilos befindet sich jedoch der Artspace@Helutrans, ein agiles Kunstzentrum mit einer Handvoll lokaler Galerien und seit neuestem auch Singapurs erstem Auktionshaus. Die Galerie von Ikkan Sanada zeigt dort unter dem Titel „Tokyo Street Art“ eine rasante Zusammenstellung japanischer Straßenkunst. Außerhalb von Akademien entstanden und von Mode, Pop und Graffiti beeinflusst, kommen die Plastiken, Zeichnungen und Gemälde mal verspielt, mal laut und provokativ daher. Mikito Ozeki zeigt mit „Big Body“ ein so technoides wie fragiles Monster, das er in monatelanger Arbeit per Hand ausgeschnitten hat, während das Künstlerduo „Hitotzuki“ ornamentale Abstraktionen malt, die wie Mandalas wirken. (Preise von 400 bis 36.000 Dollar. Bis 23. Februar.)
Die von Stephanie Tham 2010 gegründete Galerie Steph ermöglicht mit der Ausstellung „Alternative Perspectives in Asian Contemporary Photography“ einen Einblick in die aktuelle asiatische Fotoszene. Künstler wie Chen Man, Chihiro Kabata oder Xing Danwen zeigen angewandte und konzeptuelle Fotografie. Auch der Hongkonger Fotostar anothermountainman ist mit dabei. Er zeigt Arbeiten aus seiner Serie „Lanwei“: In illegal errichteten Wohnsiedlungen und Abbruchhäusern in Städten wie Bangkok oder Schanghai inszenierte Szenen erinnern an Standfotos aus Spielfilmen. In seiner Fotoserie inszeniert der auch als Stanley Wong Ping-pui bekannte Künstler universell verständliche Dramen. Liebe, Einsamkeit und Glück kulminieren in einem unwiederbringlichen Moment. (Auflage 8; je 3333 Euro. Bis 2. März.)