Fragebogen : „Ich finde mich ja selbst toll“
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Marcel Proust füllte den Fragebogen, der als Herausforderung an Geist und Witz ein beliebtes Spiel in den Pariser Salons und später dann in dieser Zeitung war, gleich zweimal aus. Wir beleben zur Fine Art Fair Frankfurt die Tradition mit Fragen an Michael Neff.
Marcel Proust füllte den Fragebogen, der als Herausforderung an Geist und Witz ein beliebtes Spiel in den Pariser Salons und später dann in dieser Zeitung war, gleich zweimal aus. Wir beleben zur Fine Art Fair Frankfurt die Tradition mit Fragen an Michael Neff.
Was ist für Sie das größte Unglück? Urlaub.
Wo möchten Sie leben? Villa Hügel, Essen.
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück? Erfolg zu haben und begehrt zu sein.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Sprachfehler.
Ihre liebsten Romanhelden? Leopold Bloom, Micol Finzi-Contini, Samuel Pepys.
Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Kaiser Wilhelm II.
Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit? Alle Frauen, die mit mir arbeiten müssen.
Ihre Lieblingsheldinnen in der Dichtung? Dichtungen sind mir fremd.
Ihr Lieblingsmaler? Jan van Eyck, Joachim Patinier, Christian Schad, Richard Artschwager, Alan McCollum, Michael Krebber.
Ihr Lieblingskomponist? Ryuichi Sakamoto.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten? Stärke, Humor, Sexappeal.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten? Extravaganz, Humor, Sexappeal.
Ihre Lieblingstugend? Tüchtigkeit.
Ihre Lieblingsbeschäftigung? Kunst kaufen.
Wer oder was hätten Sie sein mögen? Dirigent!
Ihr Hauptcharakterzug? Großzügigkeit, Humor.
Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten? Humor, Vertrauen, Offenheit, Transparenz.
Ihr größter Fehler? Ungeduld.
Ihr Traum vom Glück? 200 Millionen Euro.
Was wäre für Sie das größte Unglück? Urlaub.
Was möchten Sie sein? Ich finde mich ja selbst toll.
Ihre Lieblingsfarbe? Schwarz.
Ihre Lieblingsblume? Chrysantheme.
Ihr Lieblingsvogel? Rabe.
Ihr Lieblingsschriftsteller? Arthur C. Danto.
Ihr Lieblingslyriker? Jacques Brel.
Ihre Helden in der Wirklichkeit? Henry Kahnweiler, Anthony D'Offay, Michael Werner, Larry Gagosian.
Ihre Heldinnen in der Geschichte? Tragische Frauen: Isadora Duncan, Anita Berber, Mata Hari.
Ihre Lieblingsnamen? Krupp, Flick, Oetker, Quandt, Henkel, Neff.
Was verabscheuen Sie am meisten? Alkohol und Drogen.
Welche geschichtlichen Gestalten verachten Sie am meisten? Joseph Mengele.
Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten? Militär ist für mich keine Leistung.
Welche Reform bewundern Sie am meisten? Perestroika 1987, weil bewusst erlebt.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Fliegen zu können.
Wie möchten Sie sterben? Alleine, aber am Telefon und im Bett.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Hellwach.
Ihr Motto? Ruhe bewahren.
In Sachen Kunstmesse hatte Frankfurt abgewirtschaftet, mit der letzten Ausgabe der Art Frankfurt 2005. Scheinbar endgültig, kein Pfifferling mehr in dieser Angelegenheit für die Stadt der Banken und des Gelds, mit ihrem Speckgürtel, mit ihren wunderbaren Museen und mit dem kultivierten Bürgertum. Statt einer weiteren beklagenswerten Vorstellung, dachten alle, lieber gleich Grabesruhe, dann eben keine Messe mehr. Es gab danach kurzfristig ernsthafte Erwägungen, in eine Nachfolge-Veranstaltung Frankfurts Grüneburgpark einzubeziehen - als wär's der Hydepark, weil in London gerade die neue Frieze Art Fair im Zelt erblühte - oder in ein ehemaliges Straßenbahndepot zu ziehen, bloß weil das hübsche Wort location in den Frankfurter Sprachgebrauch eingedrungen war. Kurz, Frankfurt stand ratlos, als sich Michael Neff zu Wort meldete. Nicht, dass irgendjemand ihn direkt auf dieser Baustelle erwartet hätte: Geboren 1967 im schönen Baden in der kleinen Stadt Bruchsal, genährt durch Kenntnisse der Wirtschaftswissenschaft und Erfahrung in der Sammlungsberatung arbeitet er als Galerist von Frankfurt aus.
Dabei polarisiert Neff ungebremst: Er ist gut dafür, mit klaren Meinungen in geschliffenen Worten empfindsame Naturen zu verschrecken, vor allem aber empfängliche Gemüter zu begeistern. Die Frankfurter Messegesellschaft zählt zu den letzteren, weshalb Michael Neff jetzt zum zweiten Mal für die Fine Art Fair Frankfurt als Direktor verantwortlich zeichnet. Wenn er in diesem Fragebogen als seine Lieblingstugend „Tüchtigkeit“ nennt, dann ist das sein aufrichtiges Bekenntnis zu einer aussterbenden Form der Pflichterfüllung. Mit solchem Einsatz betrachtet er es als seine Aufgabe, „die Messe zu radikalisieren“, und mit seiner exzellenten Vernetzung im internationalen Kunsthandel hat er für den Standort Frankfurt herausgeholt, was keiner mehr für möglich gehalten hätte - 2006 unter dem Motto „High & Low“ und nun mit der Skulpturen-Messe „Quality Street“. Es entspricht überhaupt nicht seinem Charakter, das Gras jenseits der Hecke grüner zu finden: In Frankfurt, sagt er, gibt es - allein schon die Städelschule - alles vom Feinsten, was die zeitgenössische Szene braucht. Das müßten nur mal alle endlich begreifen. Michael Neff hat dazu das Seine jedenfalls getan. (rmg)