Auktion in München : Sächsischer Adel verpflichtet
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Schaffte es mühelos auf 20.000 Euro: Antoine Pesnes Portrait der Gräfin Maria Magdalena von Dönhoff, Öl auf Leinwand, 83 mal 65,5 Zentimeter Bild: Neumeister
Ob Meissener Porzellan und Malerei aus dem Umfeld Augusts des Starken: Kunst aus sächsischem Adelsbesitz erfüllt bei Neumeister die Erwartungen. Auktionsergebnisse aus München.
Neumeisters Winterauktion zeigte eine starke Tendenz Richtung Sachsen: Da stand die Provenienzangabe „sächsischer Adelsbesitz“ hinter Silber, Barockmöbeln oder auch Porzellanen aus der zum Stolz des Landes zählenden Meissner Manufaktur. Aber der Hinweis auf Aristokratie allein, zumal wenn er „namenlos“ daherkommt, wirkt denn doch nicht zwingend verkaufsfördernd. Die meisten Zuschläge folgten jedenfalls den moderaten Taxen, und das teuerste Stück Porzellan stammte aus anderer Quelle: Die hohe Potpourri-Vase, von der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Potsdam um 1900 überbordend mit plastischen Blüten besetzt, sauste von 2500 auf stolze 30.000 Euro.
Mit Antoine Pesnes bezauberndem Porträt der Gräfin Maria Magdalena von Dönhoff, geboren als Marianna Bielinska und Tochter eines Oberhofmarschalls, wendete sich dann aber doch das Blatt für die „sächsische Adelsprovenienz“. Denn das Hüftbild der zeitweiligen Maîtresse en titre des Sachsenkönigs August des Starken schaffte es mühelos auf 20.000 Euro, bei einer Schätzung von 7000 bis 9000 Euro. Das Gemälde ging an ein Privatgebot aus Hessen. Dem sächsischen Edelmann Bernhard von Lindenau – Jurist, Astronom, Staatsmann und Mäzen –, nach dem das Museum in Altenburg benannt ist, gehörte Johann Georg Ziesenis’ Porträt der Prinzessin Marie Charlotte Amalie von Sachsen-Meiningen an ihrem Stickrahmen, für das ein Sammler aus Thüringen mit 15.000 Euro die untere Taxe bewilligte.
Nachfahren Lindenaus brachten auch ein Josef Grassi zugeschriebenes Bildnis des versonnen schauenden Herzogs August von Sachsen-Gotha-Altenburg zur Auktion. Es stieg, online beboten, auf 11.000 Euro (7000/9000). Unter diesen und weiteren Losen mit sächsischem Bezug stach schließlich ein Philipp-Melanchthon-Konterfei des älteren Lucas Cranach hervor. Dies Stelldichein von Wittenberger Prominenz erreichte nach Vorbehaltszuschlag im Nachverkauf mit 100.000 Euro die untere Schätzung.
Kunst des 19. Jahrhunderts lieferte dem Auktionshaus weitere Erfolge mit 35.000 Euro, die ein von Johann Georg von Dillis gemaltes Tegernsee-Aquarell erzielte (25.000/30.000), oder auch mit Carl Spitzwegs Gemälde „Gebirgsschlucht mit Bauernhaus“, für das der Hammer erst bei 22.000 Euro fiel (12.000/15.000). Stark umworben, gingen Franz Roubauds 1916 signierte „Reitende Kosaken bei einer Flussüberquerung“ für 55.000 Euro nach Amerika (7000/8000). Ernst Wilhelm Nays Gouache „Frau mit Kind im Herbst“ aus dem Jahr 1946, die 30.000 Euro einspielte (30.000/40.000), besetzte mit Bernard Buffets 1955 in Mischtechnik angelegter „Casserole rouge“, die 32.000 Euro einbrachte (30.000), die Spitzenränge bei den neueren Werken.