https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunstmarkt/ergebnisse-der-winterauktion-bei-neumeister-in-muenchen-18635418.html

Auktion in München : Sächsischer Adel verpflichtet

  • -Aktualisiert am

Schaffte es mühelos auf 20.000 Euro: Antoine Pesnes Portrait der Gräfin Maria Magdalena von Dönhoff, Öl auf Leinwand, 83 mal 65,5 Zentimeter Bild: Neumeister

Ob Meissener Porzellan und Malerei aus dem Umfeld Augusts des Starken: Kunst aus sächsischem Adelsbesitz erfüllt bei Neumeister die Erwartungen. Auktionsergebnisse aus München.

          2 Min.

          Neumeisters Winterauktion zeigte eine starke Tendenz Richtung Sachsen: Da stand die Provenienzangabe „sächsischer Adelsbesitz“ hinter Silber, Barockmöbeln oder auch Porzellanen aus der zum Stolz des Landes zählenden Meissner Manufaktur. Aber der Hinweis auf Aristokratie allein, zumal wenn er „namenlos“ daherkommt, wirkt denn doch nicht zwingend verkaufsfördernd. Die meisten Zuschläge folgten jedenfalls den moderaten Taxen, und das teuerste Stück Porzellan stammte aus anderer Quelle: Die hohe Potpourri-Vase, von der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Potsdam um 1900 überbordend mit plastischen Blüten besetzt, sauste von 2500 auf stolze 30.000 Euro.

          Mit Antoine Pesnes bezauberndem Porträt der Gräfin Maria Magdalena von Dönhoff, geboren als Marianna Bielinska und Tochter eines Oberhofmarschalls, wendete sich dann aber doch das Blatt für die „sächsische Adelsprovenienz“. Denn das Hüftbild der zeitweiligen Maîtresse en titre des Sachsenkönigs August des Starken schaffte es mühelos auf 20.000 Euro, bei einer Schätzung von 7000 bis 9000 Euro. Das Gemälde ging an ein Privatgebot aus Hessen. Dem sächsischen Edelmann Bernhard von Lindenau – Jurist, Astronom, Staatsmann und Mäzen –, nach dem das Museum in Altenburg benannt ist, gehörte Johann Georg Ziesenis’ Porträt der Prinzessin Marie Charlotte Amalie von Sachsen-Meiningen an ihrem Stickrahmen, für das ein Sammler aus Thüringen mit 15.000 Euro die untere Taxe bewilligte.

          Franz Roubauds Kosaken zu Pferde bei der Überquerung eines Flusses, 1916
          Franz Roubauds Kosaken zu Pferde bei der Überquerung eines Flusses, 1916 : Bild: Neumeister

          Nachfahren Lindenaus brachten auch ein Josef Grassi zugeschriebenes Bildnis des versonnen schauenden Herzogs August von Sachsen-Gotha-Altenburg zur Auktion. Es stieg, online beboten, auf 11.000 Euro (7000/9000). Unter diesen und weiteren Losen mit sächsischem Bezug stach schließlich ein Philipp-Melanchthon-Konterfei des älteren Lucas Cranach hervor. Dies Stelldichein von Wittenberger Prominenz erreichte nach Vorbehaltszuschlag im Nachverkauf mit 100.000 Euro die untere Schätzung.

          Kunst des 19. Jahrhunderts lieferte dem Auktionshaus weitere Erfolge mit 35.000 Euro, die ein von Johann Georg von Dillis gemaltes Tegernsee-Aquarell erzielte (25.000/30.000), oder auch mit Carl Spitzwegs Gemälde „Gebirgsschlucht mit Bauernhaus“, für das der Hammer erst bei 22.000 Euro fiel (12.000/15.000). Stark umworben, gingen Franz Roubauds 1916 signierte „Reitende Kosaken bei einer Flussüberquerung“ für 55.000 Euro nach Amerika (7000/8000). Ernst Wilhelm Nays Gouache „Frau mit Kind im Herbst“ aus dem Jahr 1946, die 30.000 Euro einspielte (30.000/40.000), besetzte mit Bernard Buffets 1955 in Mischtechnik angelegter „Casserole rouge“, die 32.000 Euro einbrachte (30.000), die Spitzenränge bei den neueren Werken.

          Weitere Themen

          Er leuchtete in dunkle Ecken

          Kurator Georg Bussmann wird 90 : Er leuchtete in dunkle Ecken

          Seine Ausstellung „Kunst im 3. Reich - Dokumente einer Unterwerfung“ war 1974 überfällig. Der ehemalige Direktor des Frankfurter Kunstvereins und ehrliche Kurator Georg Bussmann wird neunzig

          Picassos letzte Muse

          Millionenauktion in Köln : Picassos letzte Muse

          Das Kölner Auktionshaus Van Ham bringt ein Spätwerk Pablo Picassos zur Auktion. „Buste de Femme“ von 1971 zeigt Jacqueline Roque und soll bis zu 2,5 Millionen Euro einbringen.

          Topmeldungen

          Volker Wissing (FDP)

          Streit um E-Fuels : Etappensieg für Wissing

          Im Streit um das Verbrennerverbot hat sich die EU auf den deutschen Verkehrsminister zubewegt. Gut so. Vielleicht gibt es 2035 eben doch mit E-Fuels betriebene Verbrenner, die sich nicht nur Porsche-Fahrer leisten können.
          Ein ukrainischer Soldat der 28. Brigade an einem Frontabschnitt nahe Bachmut

          Ukrainekrieg : Kommt Russlands Offensive in Bachmut zum Stehen?

          Die Militärführung in Kiew und der britische Geheimdienst melden, dass die ukrainischen Verteidiger die Lage in Bachmut stabilisieren. Für Russland könnten sich die geringen Geländegewinne als Pyrrhussieg herausstellen.
          Eine gute Idee hält sich nicht an feste Arbeitszeiten, doch im Bundesarbeitsministerium herrscht der Geist der Stechuhr.

          Neues Arbeitsgesetz : Denken am Wochenende verboten

          Forschen mit der Stechuhr: Die geplante Pflicht zur Erfassung der Arbeitszeit gefährdet den Wissenschaftsstandort Deutschland. Ein Gastbeitrag.
          Viktoria Schütz (links) und Daniela Dingfelder leiten als Doppelspitze Deguma, einen typischen mittelständischen Maschinenbauer. Aber sie machen vieles ganz anders als der inzwischen ausgeschiedene Gründer.

          Doppel-Chefinnen : Das können Männer nicht

          Zwei Frauen als Chefinnen in der männlichsten Branche der deutschen Industrie, dem Maschinenbau. Was machen die anders? Ein Gespräch.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.