Das Credo heißt online : Bilanz der internationalen Auktionshäuser
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Matthew Wong, „Shangri-La“, 2017, Öl auf Leinwand, 243,8 mal 182,9 Zentimeter, Ergebnis (inkl. Aufgeld): 4.470.000 Dollar, (Taxe 500.000/700.000). Bild: Christie’s
Die Auktionsfirmen Sotheby’s, Christie’s und Phillips reagierten äußerst schnell auf die Pandemie: Hier die Zahlen und Fakten des letzten Jahres.
Während viele Galerien und Kunstmessen im vergangenen Jahr wegen der Pandemie ums Überleben kämpfen mussten – und weiterhin müssen –, kamen die großen internationalen Auktionshäuser Christie’s, Sotheby’s und Phillips vergleichsweise glimpflich davon. Die reduzierte Konkurrenz durch Kunstmessen kam ihnen wohl eher zugute. Zwar setzten sie, wie zu erwarten, deutlich weniger als im Vorjahr um. Privatverkäufe, Online-Auktionen und das Engagement asiatischer Kunden legten allerdings deutlich zu und federten den Umsatzeinbruch bei Live-Auktionen ab. Die Auktionsfirmen konnten sich daher zum Jahresende – trotz zeitweiliger Probleme bei der Akquise, ob durch die Einschränkung der Reisefreiheit oder die Nervosität der Einlieferer – als der Krise gewachsen präsentieren. Da sich alle drei Unternehmen in privater Hand befinden, müssen sie allerdings keine detaillierten Zahlen oder Informationen zum Profit veröffentlichen.
Sotheby’s setzte sich mit einem Jahresumsatz von mehr als fünf Milliarden Dollar als Marktführer durch, trotz eines Umsatzrückgangs von rund achthundert Millionen, etwa sechzehn Prozent, gegenüber 2019. Christie’s gab einen Umsatz von 4,4 Milliarden Dollar bekannt, ein Rückgang um 25 Prozent. Phillips setzte insgesamt 760,39 Millionen Dollar um; der Umsatz 2019 betrug 907,91 Millionen. Wie üblich trugen Auktionen den größten Teil dazu bei. Allerdings kamen deutlich weniger Werke im Spitzensegment unter den Hammer. Sotheby’s spielte mit Auktionen 3,5 Milliarden Dollar ein, ein Rückgang von fast dreißig Prozent gegenüber 2019, als 4,8 Milliarden mit Versteigerungen erwirtschaftet wurden. Online-Zuschläge trugen fünfzehn Prozent zum Auktionsumsatz bei. Bei Christie’s lag 2019 der Umsatz mit Auktionen bei 4,9 Milliarden Dollar. Im Jahr 2020 musste das Unternehmen einen vierzigprozentigen Rückgang auf 2,8 Milliarden Dollar verkraften; die durchschnittliche Verkaufsrate bei Auktionen lag bei 81 Prozent. Zehn Prozent des Auktionsumsatzes wurden mit Online-Auktionen erwirtschaftet.
Online-Rekorde
Während die Besichtigung von Kunstwerken und das Bieten vor Ort zeitweilig gar nicht oder nur sehr begrenzt möglich waren, musste das digitale Angebot und die Präsentation hastig ausgebaut werden. Sotheby’s hielt 2020 siebzig Prozent seiner Auktionen online ab, das ist ein Anstieg von dreißig Prozent gegenüber 2019. Achtzig Prozent aller Gebote – sowohl bei Online- als auch bei Live-Auktionen – wurden bei Sotheby’s online abgegeben. Das bei allen drei Häusern mittlerweile per Mobiltelefon mitgeboten werden kann, sprach besonders die jüngeren Käufer an. Das höchste Gebot, das bei Sotheby’s per mobiler App abgegeben wurde, waren die umgerechnet zwölf Millionen Dollar für Alberto Giacomettis „Femme debout“ im Juli in London. Das bisher höchste Online-Gebot jemals wurde bei der Live-Abendauktion von Sotheby’s im Juni in New York abgegeben: Ein Unterbieter bewilligte 73,1 Millionen Dollar für Francis Bacons „Triptych Inspired by the Oresteia of Aeschylus“, das mit einem Preis von 84,6 Millionen Dollar (inklusive Aufgeld) zum teuersten, versteigerten Kunstwerk des Jahres 2020 wurde. Sotheby’s stellte mit 15,2 Millionen Dollar (inklusive Aufgeld) für Jean-Michel Basquiats „Untitled (Head)“ außerdem den Rekord für ein online verkauftes Werk auf.