Comic-Auktionen : Tim für China
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Die Preisentwicklung bei Comics hat eine neue Dimension erreicht, glaubt man den Schätzungen von Artcurial und Spink in Hongkong. In Paris bietet Sotheby’s sechzig Originale aus einer belgischen Sammlung an.
Das Pariser Auktionshaus Artcurial hat mit seinen Comic-Versteigerungen zuletzt derart großen Erfolg gehabt, dass es seine diesbezüglichen Aktivitäten nun als erstes internationales Haus auf den asiatischen Markt ausweitet: Am 5. Oktober findet in Kooperation mit der chinesischen Niederlassung des Londoner Versteigerers Spink im Rahmen eines bunt gemischten Programms mit Gemälden, Kunstgewerbe und Autos eine eigene kleine Comic-Auktion mit nur 37 Losen in Hongkong statt - unter dem Titel „From Paris to Hong Kong: Comics & Illustration“.

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Gemäß dieser Formulierung kommen nur Werke europäischer Künstler zum Aufruf, von fünf Franzosen und einem Belgier. Und gleich das erste Los hat es in sich: Mit der ganzseitigen Illustration, die der belgische Zeichner Hergé 1936 für das Album „Der blaue Lotus“ aus seiner „Tim und Struppi“-Reihe zeichnete, hat die Preisentwicklung bei Comics eine neue Dimension erreicht. Erstmals liegt ein Objekt schon bei der Schätzung höher als umgerechnet eine Million Euro.
Originale von Hergé haben diese Grenze bereits mehrfach übertroffen, aber das waren spektakulärere Stücke. Allerdings ist „Der blaue Lotus“ ein besonders beliebtes Album, und vor allem spielt es in China. Man kann dem Angebot von Artcurial ansehen, dass bei der Auswahl besondere Rücksicht auf das asiatische Publikum genommen wurde, das man in Hongkong erhofft - weshalb Artcurial auch nicht in einer der eigenen schon existierenden Niederlassungen in China versteigert. Von dem 1966 geborenen Nicolas de Crecy etwa, einem gegenwärtig auch auf dem Kunstmarkt hochgehandelten jüngeren Comiczeichner, ist eine ganze Suite von kürzlich in Japan entstandenen freien Illustrationen aufgeboten, deren Taxen zwischen 5000 und 25.000 Euro liegen.
Paris ist nach wie vor Hauptort der Comic-Auktionen
Nicht asiatisch beeinflusst, aber dafür längst Höchstpreisgarant für Werke noch aktiver Comiczeichner, ist Enki Bilal, der mittlerweile von Artcurial exklusiv vertreten wird und deshalb für seine zwölf in Hongkong zum Ausruf kommenden Werke (Taxen von 30.000 bis 180.000 Euro) einen aufwendigen Sonderkatalog erhalten hat. Weiterhin vertreten ist Moebius mit sieben Blättern; das teuerste ist auf bis zu 75.000 Euro geschätzt. Jacques de Loustal mit nur einer Illustration (2500/3500) und zwei Arbeiten von Jean-Marc Rochette, der durch die Verfilmung seines Comics „Snowpiercer“ plötzlich wieder ins Geschäft gekommen ist (3500/5000), runden das Angebot für schmalere Geldbeutel ab.
Wer dann doch mehr darin hat und auf große Meisterwerke der Comicgeschichte bieten will, hat am 24. Oktober in Paris, nach wie vor Hauptort der entsprechenden Auktionen, bei Sotheby’s Gelegenheit dazu. Verkauft werden sechzig Originale aus der Sammlung des Belgiers Jean-Arnold Schoof, darunter jeweils eine Seite von Edgar-Pierre Jacobs (120.000/150.000), André Franquin (200.000/250.000), Albert Uderzo (200.000/250.000) und Winsor McCay (40.000/50.000). Und natürlich zur Krönung der obligatorische Hergé; hier mit einer Doppelseite aus „König Ottokars Zepter“ von 1939, geschätzt auf bis zu 800.000 Euro.