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„Biennale Paris“ : Selbst ein Nestsammler lockt die Sammler nicht

Die Initiative erschien vielversprechend, doch die erste Zusammenarbeit des französischen Kunsthändlerverbands mit Christie’s hat enttäuscht.

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          Die französische Kunst- und Antiquitätenschau „Biennale Paris“ muss einen Rückschlag nach dem anderen einstecken. 2016 erschütterte kurz vor der Eröffnung ein Skandal um gefälschte Möbel den Pariser Antiquitätenmarkt, dann wurde die Messe durch die Uneinigkeit der französischen Kunsthändler um eine neue Linie weiter geschwächt. Die alle zwei Jahre stattfindende Schau sollte von 2017 an jährlich ausgerichtet werden und dennoch den Markennamen „Biennale“ beibehalten. Die Zahl der Aussteller ging auf etwa neunzig zurück, im letzten Jahr waren es nur noch sechzig. Wichtige internationale Händler wollten nicht mehr teilnehmen.

          Dass die „Biennale Paris“ in diesem Jahr wegen der Covid-Krise nicht wie üblich im September stattfinden konnte, war fast eine gute Nachricht – es hätte der Messe Zeit gelassen, eine neue Identität zu finden. Um der Veranstaltung trotz der Annullierung eine Präsenz zu ermöglichen, entschied sich der die Veranstaltung organisierende Händlerverband „Syndicat National des Antiquaires“ für eine Kooperation mit Christie’s. Die Initiative erschien vielversprechend, aus alten Rivalitäten hätten überraschende Synergien zwischen Auktionsmarkt und Kunsthandel entstehen können.

          Eine herbe Enttäuschung

          Nach einer zweiwöchigen Online-Auktion, für die Christie’s eigens eine neue Plattform entwickelt hatte, erweist sich das Experiment jedoch als Fehlschlag. 42 Galerien hatten mit gut neunzig Kunstwerken teilgenommen, die sechs Jahrtausende und zahlreiche Kulturen umspannen. Die Werke konnten in den jeweiligen Galerien besichtigt werden. Obwohl immerhin 60.000 Besucher aus 32 Ländern die Online-Plattform besuchten, kamen nach vierzehn Tagen nur 21 Werke unter den virtuellen Hammer. Bei einer Erwartung von 7 bis 10 Millionen Euro Umsatz sind die erreichten knapp 1,5 Millionen eine herbe Enttäuschung.

          Die Galerie De Jonckheere aus Genf hatte eine Holztafel aus dem 16. Jahrhundert mit einer „Jungfrau mit Kind und Papagei“ von einem anonymen Antwerpener Maler in die Auktion gegeben. Sie wurde vom Musée Granet in Aix-en-Provence für 150.000 Euro (mit Aufgeld) erworben – bei einer Taxe von 120 000 bis 180.000 Euro. Auch das höchste Ergebnis wurde mit einem Altmeistergemälde erzielt: Eine erstaunliche Rundtafel, auch Tondo genannt, von Pieter Brueghel dem Jüngeren wurde von der Pariser Galerie Florence de Voldère angeboten. Sie zeigt im Vordergrund einen Bauern, der auf einen „Nestsammler“, so der Titel des Gemäldes, im Hintergrund deutet. Die Tafel wechselte für 250.000 Euro mit Aufgeld den Besitzer (Taxe 200.000/400.000 Euro). Auktionshäuser, die mit Schätzpreisen arbeiten, und Galerien, die von einem höheren Preis aus verhandeln, haben nicht dieselbe Verkaufsstrategie. Daher gab es im Vorfeld der Zusammenarbeit Uneinigkeiten um das anzusetzende Preisniveau. Schließlich wurde ein Kompromiss getroffen. Fast alle verkauften Lose kamen im Rahmen ihrer Taxe unter den virtuellen Hammer, Überraschungen gab es keine. Die Auktion war ein interessantes Experiment, aber leider auch ein Flop.

           

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