Besonders schwer wiegen die Diamanten um ihren Hals: Heidi Horten mit dem bald versteigerten „Briolette of India“-Collier Bild: The Heidi Horten Foundation
Rekordauktion in Genf : Die Kronjuwelen der Kaufhauskönigin
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Heidi Hortens Schmucksammlung könnte die teuerste je versteigerte werden: Mehr als 150 Millionen Dollar sollen die Preziosen der „Kaufhauskönigin“ einbringen. Sie sind auch glitzernde Symbole einer vergangenen Zeit.
Wie zum Abschied vom Zeitalter der Kaufhäuser, die in immer mehr Fußgängerzonen verschwinden, lässt sich dieser Tage bei Christie’s in Genf bestaunen, welchen Wohlstand das Geschäftsmodell zu erwirtschaften fähig war: Die auf über 150 Millionen Dollar geschätzte, 700 Lose zählende Schmucksammlung Heidi Goëss-Hortens, die live und online vom 3. bis zum 15. Mai versteigert wird, ist ein glitzerndes Symbol der jüngeren Vergangenheit – über der durchaus Schatten der etwas ferneren lagen.
Die „Arisierung“ jüdischer Unternehmer in der NS-Zeit hatte, wie eine von Heidi Horten selbst in Auftrag gegebene Untersuchung ergab, es dem „Kaufhauskönig“ Helmut Horten trotz Zahlung marktüblicher Preise bei Übernahmen erleichtert, die Einzelhandelskette aufzubauen, mit der er bis in die Siebzigerjahre das Vermögen erwirtschaftete, das nach seinem Tod 1987 seine Witwe erbte – und diese zeitlebens zu einer der reichsten Frauen Österreichs machte.
Gerade einmal neunzehnjährig lernte die 1941 geborene Heidi Jelinek den deutlich älteren deutschen Unternehmer kennen. Wie im Märchen ging es weiter: Zur Hochzeit verehrte er der gelernten Stenotypistin den „Blauen Wittelsbacher“, einen fast 36 Karat schweren Diamanten, der einst Teil der bayerischen Kronjuwelen war. 2008 ließ ihn Heidi Horten, inzwischen renommierte Kunstsammlerin und Mäzenin, bei Christie’s zu einer Rekordsumme von 18,7 Millionen Euro versteigern. Für das Juwel endete das übel: Es wurde von dem Londoner Luxushändler Laurence Graff erworben und ohne Rücksicht auf historische Verluste umgeschliffen.
Die Leidenschaft für tragbare Preziosen, der die Vorbesitzerin frönte, übertrifft sogar die Elizabeth Taylors – deren Schmuckkollektion bei ihrer Auktion 2011 auf 116 Millionen Dollar kam und des bisherigen Rekord setzte. Reihenweise Stücke von Bulgari, Cartier, Harry Winston and Van Cleef & Arpels hatte die 2022 im Alter von 81 Jahren verstorbene, in dritter Ehe verheiratete Heidi Goëss-Horten in ihrem Schmuckkästchen, eines teurer als das andere, bis hin zum „Briolette of India“-Collier mit einem mehr als 90 Karat schweren weißen Diamanten, der im 12. Jahrhundert Eleonore von Aquitanien gehört haben soll. Der Erlös der Auktion soll der Heidi Horten Collection zugutekommen, dem von der Sammlerin gestifteten Privatmuseum.