Zugeschlagen bei 810.000 Euro: Den Preis für die feuervergoldete Bronze des Amitayus trieben chinesische Bieter nach oben. Bild: Nagel
Auktionen in Stuttgart : Erleuchtung aus dem Osten
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Chinesische Raritäten stehen hoch im Kurs. Das Auktionshaus Nagel weiß die Nachfrage zu bedienen. Aber auch auf anderen Gebieten spielt es seine Stärken aus.
Das Auktionshaus Nagel in Stuttgart begann seine viele Sammlerinteressen ansprechenden Jubiläumsversteigerungen zum hundertjährigen Bestehen mit Miniaturporträts und Objets de vertu aus der Sammlung Siegfried Claßen. Bei wenigen Rückgängen lagen die Zuschläge zwischen 150 und 3300 Euro, Letztere geboten für eine Tabatière mit einer literarisch inspirierten Gouache, die „Charlotte am Grab des jungen Werther“ zeigt, eine deutsche Arbeit des frühen 19. Jahrhunderts auf Elfenbein (Taxe 600 bis 1000 Euro). Später übersprang eine um 1600 gefertigte Türmchenuhr mit einem Zuschlag bei 26.000 Euro die Schätzung von 15.000 bis 20.000 Euro. Ebenso reüssierte eine im 19. Jahrhundert geschnitzte, wie feine Spitze wirkende Elfenbeinschale mit dem königlich-württembergischen und dem kaiserlich-russischen Wappen: Sie vervierfachte mit 20.000 Euro die Obertaxe.
Vier Diademe aus zwei Einlieferungen erfüllten hingegen nicht ganz die Erwartungen: Zwei gingen zurück, ein klassizistisches mit Diamantbesatz wechselte für 20.000 Euro (12.000/18.000) den Besitzer, und das prächtigste Stück ein mit Diamanten und Saphiren übersätes Platindiadem, blieb mit 157.000 Euro unter der Taxe. Überraschend hoch schnellte mit 19.000 Euro (4000/6000) dagegen ein Sèvres-Teller mit Vogelmalerei aus einem Service, das der Comte d’Artois, der spätere König Karl X., 1782 als diplomatisches Geschenk vor einer Spanienreise erworben hatte.
Die bildende Kunst überzeugte mit einer Gruppe von neun spätgotischen Heiligenfiguren aus einer thüringischen oder sächsischen Bildschnitzerwerkstatt, die bei 26.000 Euro zugeschlagen wurden (25.000/35.000). Zum Überraschungserfolg wurde ein mit Verweis auf französische Schule des 17. bis 18. Jahrhunderts nur vage in seinem Ursprung umrissenes und nicht ganz überzeugend „Herkules und Alkestis“ betiteltes Gemäldefragment, das die Bieter, die es von der Schätzung bei 800 bis 1500 Euro auf 23.000 Euro trieben, offenbar exakter einzuordnen wussten. Johann Wilhelm Schirmers 1839 in Bild gesetzte Landschaft bei Civitella stieg auf stolze 33.000 Euro (8000/12.000), und ein „Mädchen mit Schatulle in historischer Tracht“ von Gerhardt Wilhelm von Reutern, der mit der linken Hand malen lernte, nachdem er als Offizier den rechten Arm verloren hatte, sogar auf 34.000 Euro (4000/6000). Auch einer der beliebten Tscherkessenreiter von Franz Roubaud zierte mit 18.000 Euro (8000/12.000) die Suite zum 19. Jahrhundert.
Einen Monat später fielen bei Nagel Zuschläge anderer Kategorien, als das Haus im Verlauf von drei Tagen aufs Neue seine Stärke im Bereich der Asiatika bewies. Eine feuervergoldete Bronze des Amitayus, der Bodhisattva eines langen Lebens, aus der Kangxi-Periode hoben chinesische Bieter auf 810.000 Euro (500.000/800.000), was mit Aufgeld 1,05 Millionen Euro bedeutet und Nagels bestes Ergebnis der Wintersaison. Auf Platz zwei kam ein Paneel mit der Darstellung lebendigen Treibens in einer Flusslandschaft, eingelegt aus türkisfarbenen Eisvogelfedern und Elfenbein. Die Rarität aus der Quianlong-Periode stieg auf 115.000 Euro (60.000/100.000). Schon am 8. und 9. Februar geht es bei Nagel mit Moderne und zeitgenössischer Kunst in die nächste Runde.