Auktionsergebnisse aus München : Zum Saisonschluss Kaviar und Oliven
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Zuschlag bei 480.000 Euro: Picassos „Pierrot et Arlequin à la Terrasse d’un Café“, 1920, Gouache über Bleistift auf Velin, 21 mal 27 Zentimeter Bild: Karl & Faber / VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Was den Wert einer Privatsammlungen ausmacht: Kunst aus Paris glänzt bei Karl & Fabers Auktionen mit Moderne und Zeitgenossen.
Wie sehr gute Provenienzen und Marktfrische zum Verkaufserfolg beitragen, zeigte bei Karl & Faber eine unter dem Titel „Paris Passion“ versteigerte Privatsammlung. „Mitten in München“, so Geschäftsführer Rupert Keim, hatte ein Industriellenehepaar in den Siebziger- und Achtzigerjahren Werke aus der französischen Hauptstadt zusammengetragen, deren moderate Taxen internationales Interesse zusätzlich steigerten.
Renoirs in Öl skizzierte „Étude de femmes…“, einst in der Sammlung des Kunsthändlers Ambroise Vollard, ging zum Hammerpreis von 240.000 Euro (Taxe 120.000 bis 150.000 Euro) nach Amerika. Nicht nur in diesem Fall griff ein privater Sammler zu: Picassos Gouache „Pierrot et Arlequin à la Terrasse d’un Café“ von 1920, die sich früher in Besitz des Händlers und Sammlers Paul Rosenberg befand, kam für 480.000 Euro (250.000/350.000), während Chagalls Mischtechnik „Grande Corbeille de Fleurs“, 1974 bei Maeght erworben, für 300.000 Euro (200.000/250.000) an einen französischen Sammler ging. Fünfzehn Bieter stritten um Dalís Tuschfederzeichnung „Métamorphose de Narcisse“ von 1937. Die Vorarbeit zum gleichnamigen Gemälde gehörte früher dem Sammler und Dalí-Mäzenen Edward James; hier hatte ein ehemaliger Münchner Händler bei 215.000 Euro (60.000/80.000) im Saal das letzte Wort. Zurück nach Oslo reist Munchs vom Bostoner Museum of Fine Art aussortierter Holzschnitt „Zwei Menschen. Die Einsamen“ in seltener Farbvariante für 300.000 Euro (180.000/220.000) – dieses Bild entstand, eine Ausnahme in der Sammlung, nicht in Paris.
Gustave Moreau führte preislich das übrige Angebot zur klassischen Moderne an, wenn auch „La douleur d’Orphée“ in Aquarell und Gouache die Schätzung bei 400.000 Euro unterlief. Doppelte Obertaxe brachte dagegen Gustav Klimts blaue Zeichnung eines „liegenden Halbakts nach rechts“, als ein Privatgebot aus Norwegen 185.000 Euro bewilligte. Auch Signacs doppelseitig mit Hafenszenen von der Île St. Louis bebilderte Leinwand von 1884 kam mit 140.000 Euro hoch hinaus (60.000/80.000), und Jawlenskys 2018 im Dorotheum für 180.000 Euro verschmähtes Gemälde „Oliven, Mauer, Wind“ stieg auf 200.000 Euro. Eine im Gros aus „heftiger Malerei und entgrenzter Skulptur“ der Achtziger bestehende Hamburger Kollektion zeigte Spitzen in Suiten von Georg Herold – eines seiner Kaviarbilder brachte mit 50.000 Euro mehr als vierfache Untertaxe –, und von Werner Büttner, dessen Ölbild „Shehus Tod“ von 25.000 auf 42.000 Euro schoss.
Zu Highlights im Kapitel Kunst ab 1945 entwickelten sich Katharina Grosses Triptychon aus Rechteckkombinationen indem es von rund 40.000 auf 66.000 Euro stieg, und schon gar Francesco Vezzolis „Comizi di non Amore – The Prequel (Jeanne Moreau)“ von 2004: gefühlt halb Italien warb um den Laserdruck auf Stramin mit Metallgarntränen, bis „eine sehr gute Mailänder Privatsammlung“ den Zuschlag bei 90.000 Euro erhielt (15.000/20.000). Den Höchstpreis beider Auktionstage, die mit einem Umsatz von mehr als zehn Millionen Euro schlossen, schaffte mit 550.000 Euro knapp unter Taxe Lucio Fontanas grünes „Concetto spaziale 68 B 13“.