Auktionen in Wien : Blick in den Spiegel
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Zuschlag bei einer Million Euro im Wiener Dorotheum: Osman Hamdi Beys Ölbild „Ein Blick in den Spiegel“, entstanden vermutlich nach 1880 Bild: Dorotheum
Orientalismus und magischer Realismus bleiben gefragt: Ergebnisse der Auktionen alter Kunst und von Werken des 19. Jahrhunderts aus dem Wiener Dorotheum und dem Kinsky.
Orientalistische Gemälde sind fester Bestandteil der Sparte 19. Jahrhundert im Wiener Dorotheum. Eine besonders interessanter Meister des Genres ist Osman Hamdi Bey, der um 1860 in Paris lernte, Haremsdamen, ihre Wächter und Gemächer elegant zu inszenieren. Auf der Wiener Weltausstellung vor 150 Jahren lernte er seine französische Ehefrau kennen. Zurück in Konstantinopel, machte der vielseitige Künstler als Archäologe und Museumsdirektor Karriere. Sein undatiertes, 68 mal 45 Zentimeter großes Ölbild „Blick in den Spiegel“ zeigt eine züchtige junge Frau beim Binden ihres Kopftuchs. Das Werk spielte nun im Dorotheum seine untere, aber stattliche Taxe von einer Million Euro ein.
Von 1892 wirkte am Hof des Sultans der italienische Salonmaler Fausto Zonaro, dessen Bosporus-Ansicht „Sonntagspromenade in Göksu“ 260.000 Euro einbrachte (Taxe 100.000 bis 150.000 Euro). Auch Eugen von Blaas’ Genrebild „Die Neugierigen“ wurde kräftig bis zum Zuschlag bei 400.000 Euro angehoben (120.000/160.000), allerdings nicht so stark wie die Jan Matjeko zugeschriebene Ölstudie zu seinem Monumentalwerk „Preußische Huldigung“. Das Großformat hängt im Krakauer Nationalmuseum; die kleine Vorarbeit kletterte in Wien von Taxe 8000 bis 12.000 Euro auf stolze 230.000. Ilja Repins feuriges „Bildnis eines kabardinischen Fürsten“ sauste von derselben Bewertung auf 65.000 Euro.
Eine kaum bekannte Altmeisterin machte in der traditionellen Erfolgssparte des Dorotheums das Rennen. Werke von Fede Galizia hängen in bedeutenden Museen, dennoch ist die Malerin nur Experten ein Begriff. Ihr Werk „Judith mit dem Haupt von Holofernes“ übertraf die in sie gesetzten Erwartungen von 200.000 bis 300.000 Euro mit dem Zuschlag bei 480.000 Euro weit. Keine Nachfrage erntete hingegen die von Artemisia Gentileschi und Onofrio Palumbo geschaffene Szene „Abraham und die drei Engel“. Für den „Heiligen Sebastian“ aus der Werkstatt von Perugino waren 300.000 bis 400.000 Euro zu hoch gegriffen; er ging bereits für 235.000 weg. Große Nachfrage erlebte hingegen das „Festmahl vor einem Gasthaus“ von Gillis van Tilborgh, für das die Dorotheumsglocke erst bei 200.000 Euro klingelte (80.000/120.000). Anthonis van Dycks „Heiliger Andreas“ blieb mit 180.000 Euro unter dem Schätzwert (200.000/300.000). Eine Rarität aus dem 16. Jahrhundert stellen die „Drei Tafeln des Cyriacusaltars“ des Kölner Renaissancemalers Bartholomäus Bruyn dar. Die quadratischen, rund 40 Zentimeter messenden Bilder hingen bis 2015 als Leihgaben im Westfälischen Landesmuseum. Nun spielten sie die untere Taxe von 180.000 Euro ein.
Die Konkurrenz im Kinsky bot bei seinen Frühjahrsauktionen klassische Moderne und Zeitgenossen an. Maria Lassnigs Gemälde „Heller Körper“ setzte sich als Toplos um 200.000 Euro an die Spitze (80.000/160.000). Von Hermann Nitsch wechselten alle sechs angebotenen Schüttbilder den Besitzer, das Meistgebot lag bei 110.000 Euro für eine drei Meter breite in Rot getränkte Leinwand von 2013 (70.000/140.000). Die Aquarelle Martha Jungwirths blieben im unteren oder mittleren Taxbereich. Allein eine unbetitelte Mischtechnik von 1970 erzielte 16.000 Euro (7.000/14.000). In der modernen Offerte überzeugte das „Sträußchen“ des magischen Realisten Rudolf Wacker aus dem Jahr 1938, für das der Hammer bei 100.000 Euro fiel (60.000/120.000).