Die Sammlung Yves Saint Laurent und Pierre Bergé : Feuerwerk im Grand Palais
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Die Sammlung von Yves Saint Laurent und Pierre Bergé ist Geschichte - die Ergebnisse der drei Auktionen.
Pierre Bergé hat sein Ziel erreicht. Bis auf wenige Lose ist seine und Yves Saint Laurents fürstliche Kunstsammlung über die Erwartungen von zweihundert bis dreihundert Millionen hinaus für 373,9 Millionen Euro (inklusive Aufgeld) in neue Hände übergegangen. Christie's, gestützt vom Auktionshaus Pierre Bergé & Associés, hat die Organisation und die Kosten (sechs bis sieben Millionen Euro) der beispiellosen Versteigerung getragen. Das dreitägige Feuerwerk passionierter Bietgefechte im Grand Palais trug die Handschrift eines Mannes, dessen genialer Geschäftssinn sich seit frühester Jugend mit ausgeprägtem Kunstverstand verbindet.
Der Auktionssaal im Grand Palais wurde für einen Augenblick zur Weltbühne. Vor jedem Akt erklang feierlich die Stimme von Maria Callas, und eine ausgeklügelte Beleuchtung verwandelte das Metallgehäuse des Grand Palais in eine Theaterkulisse. Die 1200 Polsterstühle waren größtenteils reserviert für erlesene Gäste und für Besitzer eines numerierten Paddles, für dessen Erhalt die potentiellen Bieter eine Liquidität von mindestens einer halben Million Euro nachweisen mussten.
Rekord für Brancusi
Als François de Ricqlès die Abendauktion impressionistischer und moderner Kunst eröffnete, war der internationale Handel zu Füßen des Pults versammelt. Larry Gagosian und die Brüder Nahmad waren als Zuschauer präsent, Daniella Luxembourg focht vergeblich gegen einen Telefonbieter für Brancusis Holzskulptur „Madame L.R. (Portrait de Madame L.R.)“ aus den Jahren 1914/17, die mit 26 Millionen Euro (Taxe 15/20 Millionen) einen Auktionsrekord für den Bildhauer aufstellte.
Der in New York ansässige französische Kunstvermittler Franck Giraud trug mit Matisse' Ölbild „Les coucous, tapis bleu et rouge“ bei 32 Millionen Euro den Sieg für das teuerste Werk der gesamten Sammlung davon, ebenso für das von zwei amerikanischen Sammlern begehrte Unikat Marcel Duchamps, ein Parfümfläschchen samt Etui mit dem Ettikett „Belle Haleine - Eau de Voilette“ von 1921, zum Rekordpreis von 7,7 Millionen Euro (1/1,5 Millionen).
Ein De Chirico für das Centre Pompidou
Das erste spannende Bietgefecht galt dem Gemälde „Le désespoir de Pierrot (Pierrot le jaloux)“ von James Ensor, das bei 4,4 Millionen Euro (2/3 Millionen) zugunsten eines Telefonbieters entschieden wurde. Auch für Mondrians emblematische „Composition avec bleu, rouge, jaune et noir“ von 1922 bei 19,2 Millionen Euro (7/10 Millionen) und De Chiricos „Il Ritornante“ von 1918, den das Centre Pompidou per Vorkaufsrecht bei 9,8 Millionen Euro (7/10 Millionen) übernahm, hagelte es Auktionsrekorde.
Das Hauptlos, eines der letzten Werke des analytischen Kubismus von Picasso, „Instruments de musique sur un guéridon“ von 1914/15, erhielt jedoch kein einziges Gebot und ging bei 21 Millionen Euro zurück - die Reduzierung des Schätzwerts von dreißig bis vierzig Millionen auf 25 bis dreißig Millionen Euro hatte nichts genützt. Thomas Seydoux von Christie's räumte später ein, er habe sich möglicherweise zu einer überzogenen Taxe hinreißen lassen. Pierre Bergé sah keinen Grund zur Enttäuschung und erklärte, er freue sich, das Gemälde behalten zu können.