Auktionen in Wien : Zwischen gestern und heute
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Bild von einem Sommertag: Hans Purrmann, „Häuser umgeben von Pinien“, 1955/57, Öl auf Leinwand, 38,5 mal 46 Zentimeter, Taxe 30.000 bis 40.000 Euro Bild: Dorotheum
Kunst aus Italien und ein Stillleben von Jawlensky: Vorschau auf die Auktionen moderner und zeitgenössischer Kunst im Dorotheum.
Seit gut zehn Jahren klettern die Preise für Werke Alighiero Boettis steil nach oben. Besonders gefragt sind seine bunten Stickbilder, die der Turiner Künstler erstmals in den Siebzigerjahren bei afghanischen Frauen in Auftrag gab. Aber auch Boettis mit Kugelschreiber produzierte Strichbilder steigen stetig im Wert. Ein solches Querformat mit dem Titel „Non parto non resto“ stellt nun eines der Highlights bei der Zeitgenossenauktion am 24. Mai im Dorotheum dar. Das Wiener Auktionshaus erzielt mit italienischer Avantgarde und Arte Povera mittlerer Preislage stets gute Ergebnisse. Die vorliegende „Biro“-Arbeit ist über vier Meter dicht mit gestrichelten Linien bedeckt, wobei weiße Beistriche und ein ABC am rechten Rand einen verdeckten Text nahelegen. Die Taxe von 400.000 bis 600.000 Euro geht konform mit den hohen Ansteigerungen der letzten Jahre.
Übertroffen in der Schätzung wird Boetti nur von zwei frühen Arbeiten Lucio Fontanas: 1956 entstand ein schwarzes „Concetto Spaziale“ als monochrome Mischtechnik mit reliefartigen Strukturen (Taxe 700.000 bis eine Million Euro). Zehn Jahre später hat der Künstler eine goldfarbene Leinwand durchlöchert, sodass die Form an ein Ei erinnert (600.000/900.000).
Der Maler Jean-Paul Riopelle taufte seine abstrakte Impasto-Komposition 1964 „Turin“ (70.000/100.000). Wie eine Wellenbewegung mit Seevogel nimmt sich die Acrylmalerei „Untitled (Formia)“ von Cy Twombly auf Bütten aus, die 1981 in seinem Atelier in der gleichnamigen italienischen Stadt entstanden ist (300.000/400.000). Im selben Jahr ließ Michangelo Pistoletto für „Ragazza acrobata“ eine Edelstahlplatte mit dem Bild einer Artistin bedrucken. Das 125 Zentimeter hohe, von hinten gezeigte „Akrobatenmädchen“ ist nicht unter 120.000 bis 160.000 Euro zu haben. Andy Warhol porträtierte 1974 die aparte Genfer Galeristin Marie-Louise Jeanneret mit auf die Hand gestütztem Kopf (200.000/300.000 Euro). Schlicht „Porträt“ titelt Maria Lassnigs anonymes Frauenbildnis (70.000/120.000).
Vier Zeichnungen von Klimt
Heinz Mack verstand sich auf die Sonne ebenso wie auf den Mond, möchte man angesichts seiner beiden um 2016 entstandenen Acrylbilder anmerken. So strahlt das unbetitelte Großformat in den Spektralfarben seiner sogenannten „Chronomatischen Konstellationen“, während das Bild „Black Mountains“ an Macks Interesse an Licht und Schatten während seiner ZERO-Phase gemahnt (je 200.000/300.000). Mit der Stahlbürste und dem Kratzeisen machte sich Hans Hartung in den Sechzigerjahren über seine Bilder her, so auch in der Blau und Gelb grundierten Arbeit „T1962-U38“, deren dunkle Übermalung senkrechte Spuren durchziehen (120.000/180.000).
In der „Contemporary Week“ des Dorotheums steht auch moderne Kunst auf dem Programm. Toplot der Offerte a, 23. Mai ist das um 1904/05 von Alexej von Jawlensky komponierte Stillleben „Gedeckter Tisch“. In dem 92 Zentimeter hohen Tableau leuchten am Tafeltuch ein rotes Gefäß und gelbe Früchte, während sich die Konturen der Objekte auflösen (400.000/600.000). Von Giorgio de Chiricos liegt eine Venedig-Vedute von circa 1955 vor (120.000/180.000). Der gebürtige Chilene Roberto Matta rechnete 1954 wohl mit der Biennale von Venedig ab, als er sein Bild eines Roboters am Fließband „Banale Venezia“ taufte (100.000/ 150.000). Sein kubanischer Kollege Wifredo Lam wiederum interessierte sich nach Jahren im Umfeld der Pariser Surrealisten für die afrikanischen Wurzeln seiner eigenen Kultur, wie seine totemistischen „Deux figures III“ offenbart (60.000/80.000). Der Expressionist Georg Tappert wurde von den Nazis als „entarteter Künstler“ verunglimpft. Sein knallbuntes Ölbild „Puppen“ von 1919 zeigt Einflüsse von Kubismus und Futurismus (60.000/80.000). Von Emil Nolde kommt ein aquarelliertes Blumenstillleben aus den Fünfzigern (75.000/90.000).
Aus der österreichischen Kunstgeschichte stehen vier Klimt-Zeichnungen bereit, wovon „Geneigter Männerkopf nach rechts, mit geschlossenen Augen“ von 1916/17 den stärksten Eindruck hinterlässt (30.000/35.000). Der 1934 früh verstorbene Jean Egger löste in seinen Landschaften die Formen auf und verlieh ihnen ein geheimnisvolles Strahlen, so auch in seinem Spätwerk „Blühender Mandelbaum Mallorca“, das vor Kurzem noch in der Linzer Werkschau des Malers hing (60.000/100.000).