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Rubens-Versteigerung : Im Krieg, in der Liebe und auf Auktionen

Schätzpreis 20 bis 30 Millionen Dollar: Rubens’ um 1620 entstandenes „Porträt eines Mannes als Mars“ Bild: Sotheby’s

Bis zu 30 Millionen Dollar könnte bei Sotheby's in New York das „Porträt eins Mannes als Mars“ von Rubens einbringen – bei einer Versteigerung moderner Kunst. Was steckt dahinter?

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          Ein Rubens aus einer der bedeutendsten Privatsammlungen barocker Kunst, das über Jahre die Ausstellung des Metro­politan Museum of Art in New York schmückte, nun geschätzt auf 20 bis 30 Millionen Dollar, würde normalerweise als Spitzenlos eine Altmeisterauktion der großen Auktionshäuser anführen. Nicht dieses „Porträt eines Mannes als Mars“, das Peter Paul Rubens um 1620 in Öl auf Leinwand bannte: In einem Cross-over präsentiert Sotheby’s es im Mai als Stargast auf seiner Versteigerung moderner Kunst in New York.

          Ursula Scheer
          Redakteurin im Feuilleton.

          Weshalb? Die ungewöhnliche Platzierung im „Modern Evening Sale“ würdige Rubens als innovativen Künstler, lässt Julian Dawes, Chef der amerikanischen Abteilung für Impressionismus und Moderne bei Sotheby’s, in einem Statement wissen: „Dieses großartige Porträt spricht jeden Geschmack an und kann sich perfekt im Dialog mit Werken späterer Epochen positionieren.“

          Tatsächlich dürfte das versteigerungstechnische Mehrgenerationenprojekt ein Test dafür sein, was alles geht im Altmeisterhandel – der so viel diffiziler ist als der mit jüngerer Kunst und bei dem Kenner, wie die „Masters’ Week“ im Januar wieder bestätigte, nur das Beste mit hohen Geboten goutieren und viel anderes links liegen lassen. Unwiderrufliche Gebote gehören auch bei den Alten Meistern nun zum Geschäft. Das Rubens-Porträt dürfte auch ohne eine solche Absicherung genug mitbringen, um von Haus aus Interessierten auch im epochenuntypischen Umfeld aufzufallen – und sich womöglich als Trophäe denjenigen zu empfehlen, die siebenstellige Summen vorzugsweise für klassische Moderne auslegen.

          Das Gemälde zeigt kein widerborstiges religiöses Sujet, sondern einen Mann mit zeitlosem Gesicht beim Blick über die Schulter, kostümiert mit Helm, Rüstung, Fell und Lanze als römischer Kriegsgott. Die Allegorie illustriert Rubens’ Begeisterung für Tizian und kommt aus besten Händen, nämlich der Sammlung des New Yorker Immobilienentwicklers und Treuhänders des Metropolitan Museum of Art, Mark Fisch, und Rachel Davidsons, einer ­ehemaligen Richterin.

          Der Scheidungskrieg des Paares brachte im Januar schon zehn Barockgemälde musealer Qualität bei Sotheby’s in New York unter den Hammer: 49,6 Millionen Dollar brutto erzielten sie zusammen, knapp unterhalb der Erwartung. 26,9 Millionen mit Aufgeld spielte Rubens’ blutrünstige Darstellung der Salome, die das abgeschlagene ­Haupt Johannes des Täufers begutachtet, ein. Bis zu 35 Millionen waren erwartet worden.

          Das nun zur Auktion kommende „Porträt eines Mannes als Mars“ wurde zuletzt im Jahr 2000 bei Sotheby’s für knapp 8,3 Millionen Dollar verkauft – damals Rekord für einen Alten Meister. 2002 kam das Bild in die Fisch Davidson Collection. Unter den früheren Besitzern finden sich so illustre Personen wie der Londoner Bankier Sir Anthony de Rothschild und der New Yorker Einzelhandels-Magnat Samuel H. Kress.

          Wer auch immer sich als Nächstes mit dem Bildnis des Unbekannten schmücken mag, könnte sich in der Liebe zur Kunst mythologisch inspirieren lassen: Wo der Kriegsgott sich mit der Göttin der Liebe verbindet, deren beigeordnetes Tier der im Helm des Dargestellten zu sehende Delphin ist, entsteht Harmonie.

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