Auktion bei Neumeister : Große Augen auf dem Krug
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Alte Kunst, Moderne und Zeitgenossen bei Neumeister in München.
Im weißen Badeanzug posieren die blonden „Coca Cola Girls“ von Alex Katz vor knallrotem Grund. Keine der jungen Frauen zeigt er ganz, sondern immer nur einen Körperausschnitt. Acht der neun „Girls“ (Auflage je 60) auf Farbserigraphien von 2019 peppen das Angebot der Neumeister-Auktionen in München am 15. und 16.Juli auf; zum Aufruf kommen sie bei Taxen zwischen 10.000 bis 12.000 und 15.000 bis 18.000 Euro. Einen Ausschnitt, genauer einen weißen Slip unter offenem roten Rock, zeigt auch Thomas Ruffs „Nudespt 21“ als vergleichsweise sanftes Beispiel seiner verfremdeten pornographischen stills aus dem Internet (Taxe 34.000/36.000 Euro; Auflage 5).
Zu dem viele Editionen enthaltenden Angebot mit moderner und zeitgenössischer Kunst gehört auch eines von sechs Exemplaren der Affen-Plastik „Malerstamm Jörg“ von Jörg Immendorff (23.000/30.000). Von Picasso gibt es einen Krug mit einem großäugigen Gesicht in Engobemalerei von 1969 (10.000/15.000; Auflage 200). Aus der Sammlung von Heinrich Böhler, einem großen Förderer Egon Schieles, stammt dessen Bleistiftzeichnung „Sitzende Dame“, die, 2017 im Wiener Kinsky bei 100.000 Euro zugeschlagen, nun ihr Glück mit einer Schätzung von 120.000 bis 150.000 Euro versucht. Neben viel Gezeichnetem ist von Franz von Stuck auch sein Ölbild „Feinde ringsum“ (80.000/120.000) zu haben, dessen zentrale Jünglingsgestalt Stucks gleichnamiger Plastik ähnelt.
Die Offerte Alter Kunst am ersten Tag bietet Kunsthandwerk und – als ein Hauptlos mit der Taxe von 30.000 bis 50.000 Euro – das Gemälde „Die Kreuztragung – Christus und die heilige Veronika“ des Antwerpeners Cornelis de Baellieur aus dem 17. Jahrhundert. Bei der Malerei des 19. Jahrhunderts fällt Fritz Röbers „Walhall’s Sturz“ (15.000/18.000) auf, eine dramatische Szene, die der Düsseldorfer Historienmaler in seinem elfteiligen Zyklus zur nordischen Sagenwelt für den Bad Godesberger Sommersitz des Berliner Bankiers Karl von der Heydt schuf: Was für einen überraschenden Kontrast gesorgt haben mag in diesem Haus, das Werke von Rodin, Liebermann, Monet und weiteren Meistern der Moderne versammelte.