„Biennale des Antiquaires“ : Neustart in Paris
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Wurde auf der Weltausstellung 1900 präsentiert und ist nun wieder zu haben: Gustave Max Stevens, „Les douze princesses“, 1899, Öl auf Leinwand, 197 mal 291 Zentimeter, 1,4 Millionen Euro bei der Galerie Ary Jan. Bild: Galerie Ary Jan
Sind zwei Antiquitätenmesse besser als eine? In Paris hat man die Qual der Wahl. Die „Biennale des Antiquaires“ präsentiert jedenfalls wieder exquisite Objekte in großer Bandbreite und bietet ihrer jungen Konkurrentin „Fine Arts Paris“ die Stirn.
Die 1956 gegründete Kunst- und Antiquitätenmesse, ehemals „Biennale des Antiquaires“, war lange die prestigevollste Veranstaltung dieser Art. Dann überrundeten „Tefaf“ in Maastricht und „Brussels Art Fair“ die Pariser Schau. Die zuvor alle zwei Jahre im Grand Palais stattfindende Messe wird vom Verband der französischen Antiquitätenhändler veranstaltet. Grabenkämpfe um die Linie sowie undurchsichtige Methoden in der Führung oder bei der Qualitätskontrolle führten zur internen Spaltung. Ein Fälschungsskandal 2016, dann die jährliche Ausrichtung unter Beibehaltung des Namens, schließlich die Pandemie schwächten die Veranstaltung. Eine Händlergruppe gründete eine neue Messe – „Fine Arts Paris“ –, die sich seit diesem Jahr als Konkurrenzveranstaltung positioniert.
So kam es zum unverhohlenen Messe-Duell. Am 11. November schloss „Fine Arts Paris“ mit 55 Teilnehmern die Tore. Zwei Wochen später eröffnete „La Biennale“ für zehn Tage im Grand Palais Éphémère. Auch wenn es sich um die 32. Ausgabe handelt, ist es ein Neustart. Im Vergleich zur jungen „Fine Arts Paris“, deren Niveau in diesem Jahr zwar steigen konnte, bleibt „La Biennale“ qualitativ und was die Bandbreite der siebzig Teilnehmer anbelangt die hochwertigere Messe. Mit Spezialisten der Archäologie, des Altertums und der Stammeskunst, mit Galerien für Kunst des Mittelalters bis zur Gegenwart werden Objekte aus mehreren Jahrtausenden und allen Kontinenten geboten. Zum art de vivre der Biennale gehören Art-déco- und Design-Möbel oder Schmuck und Preziosen namhafter Joaillerie-Häuser.
Das neue Grand Palais Éphémère erweist sich als vielseitig bespielbarer Ort, der für die Biennale in klassischer Eleganz eingerichtet wurde. Der Messeparcours ist angenehm zu begehen: Die Gänge öffnen sich zu kleinen Piazzen mit Sitzgelegenheiten und großformatigen Skulpturen. Für den kulinarischen Genuss sorgt ein Zwei-Sterne-Restaurant mit Blick auf den Eiffelturm. Die Galerien kommen hauptsächlich aus Frankreich und in zweiter Linie den Nachbarländern, ebenso das Publikum. Aus Deutschland ist einzig die Galerie Eberwein (Göttingen, Paris) dabei, spezialisiert auf antike ägyptische Kunst. Die Weltstadt Paris hat nun zwei halbgroße, nationale Messen, deren Angebot sich überschneidet oder ergänzt. Das einzig Sinnvolle wäre eine Fusion, was jedoch beim derzeitigen Klima des Wettstreits und der Animosität unmöglich scheint.
„La Biennale“, Paris, Grand Palais Éphémère, bis 5. Dezember, Eintritt 25 Euro