Blockbuster-Auktionen : Darf’s noch etwas mehr sein?
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In New York wollen Sotheby’s und Phillips die Auktionsumsätze mit Zeitgenossen und Moderne aus dem Vorjahr übertreffen. Das könnte klappen.
Nach der „Blockbuster“-Woche von Christie’s, bei dem Andy Warhols „Shot Sage Blue Marilyn“ zum teuersten Kunstwerk des 20. Jahrhunderts gekrönt wurde, geht die New Yorker Saison mit Moderne und Zeitgenossen bei Sotheby’s und Phillips weiter. Starke Nachfrage trifft auf hochkarätige Einlieferungen: Die Umsatzerwartungen liegen höher als für die gleiche Saison vor einem Jahr.
Bei Sotheby’s kommt am 16. Mai die zweite Tranche der Sammlung Macklowe unter den Hammer. Der Scheidungskrieg von Harry und Linda Macklowe spülte sie auf den Markt. Das erste Kontingent kam Ende vergangenen Jahres erfolgreich unter den Hammer. Nun sollen weitere dreißig Lose in einer alleinstehenden Abendauktion 200 Millionen Dollar einspielen. Sie sind sämtlich mit Garantien abgesichert. An der Spitze steht Mark Rothkos Leinwand mit rostbraunen Farbfeldern, blau umrahmt, „Untitled“ (Taxe 35 bis 50 Millionen Dollar). Darauf folgt ein prächtiges, drei Meter breites „Seestück“ (25/35 Millionen) von Gerhard Richter aus dem Jahr 1975. Unter den Warhols befindet sich „Self Portrait“ (15/20 Millionen) von 1986 mit Camouflage-Effekt.
Sotheby’s „Modern Evening Auction“ am 17. Mai bietet 61 Lose, für die zwischen 340,2 und 443,4 Millionen Dollar angepeilt werden. Das Spitzenlos ist Picassos „Femme nue couchée“, ein Porträt seiner Muse Marie-Thérèse Walter mit einer Taxe auf Anfrage von „mehr als“ 60 Millionen Dollar. Von Claude Monet kommt ein in Blau getauchtes Venedig in „Le Grand Canal et Santa Maria della Salute“ zum Aufruf, für das um 50 Millionen Dollar erhofft werden. Es ist mit einem unwiderruflichen Gebot abgesichert. Im Museum of Fine Art in Boston eröffnete soeben die mit Spannung erwartete Ausstellung „Philip Guston Now“. Passend dazu hat Sotheby’s Gustons fast zwei Meter breites Gemälde „Nile“ (20/30 Millionen) von 1958 marktfrisch im Angebot. Verkauft wird es von der philanthropischen Stiftung der Sammler Peter und Edith O’Donnell in Dallas und könnte einen Rekord für Guston aufstellen. Den Surrealismus vertritt Leonora Carrington mit ihrem Gemälde „The Garden of Paracelsus“ (1,2/1,8 Millionen).
Die jüngste Kunst bietet Sotheby’s am 19. Mai in der Abendauktion „The Now“ an. 24 Lose sollen 41,9 bis 59,9 Millionen Dollar umsetzen. Das Spitzenlos stellt Kerry James Marshall. „Beauty Examined“ entstand 1993 und soll acht bis zwölf Millionen erzielen, die der religiösen Loma Linda University in Kalifornien zugutekommen sollen. Wie bei Christie’s und Phillips macht die 1995 geborene Malerin Anna Weyant den Auftakt, die seit dem vergangenen Jahr von der Gagosian Gallery vertreten wird und mit Larry Gagosian auch privat verpartnert ist. Sotheby’s bietet ihr Gemälde einer kopfüber die Treppe hinabstürzenden Frau, „Falling Woman“, für 150.000 bis 200.000 Pfund, doch es sollte teurer werden.
Die folgende „Contemporary Evening Auction“ bei Sotheby’s wartet mit 28 Losen auf, die insgesamt 180,1 bis 268,2 Millionen Dollar einspielen sollen. Zum Vergleich: Im Frühjahr 2021 lag die Erwartung bei 150,1 bis 209,3 Millionen. Die Spitzenposition teilen sich Cy Twombly und Francis Bacon. Bacons „Study of Red Pope 1962, 2nd Version 1971“ kam erst 2017 bei Christie’s in London unter den Hammer. Damals trug es das ambitionierte Preisschild von 60 Millionen Pfund und blieb, ohne Garantie, unverkauft. Sotheby’s hat das Porträt nun auf 40 bis 60 Millionen Dollar taxiert und mit Garantie abgesichert, ebenso wie Twomblys graue Leinwand „Untitled“. Insgesamt peilt Sotheby’s für die New Yorker Saison, inklusive der Tagesauktionen mit weiteren 644 Losen, einen Gesamtumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar an. Im vergangenen November spielte Sotheby’s mit Moderne und Zeitgenossen in New York den Saisonrekord von 1,33 Milliarden Dollar ein.
Bei Phillips steht am 18. Mai der „20th Century & Contemporary Art Evening Sale“ an. Dass das Auktionsunternehmen in russischem Besitz ist, scheint sich nicht negativ auf Einlieferungen und Umsatzerwartung ausgewirkt zu haben. Im Angebot sind 37 Lose mit einer Gesamterwartung von 170 bis 210 Millionen Dollar. Vor einem Jahr lag sie bei 113 Millionen. Den Löwenanteil des Umsatzes soll ein riesiger Basquiat aus dem Jahr 1982 beisteuern, der aus Japan eingeliefert wurde. Die Taxe von 70 Millionen Dollar ist die zweithöchste der Saison nach Warhols Marilyn bei Christie’s. Die Provenienz des Basquiats ist wohlbekannt: 2016 posierte der Milliardär Yusaku Maezawa mit dem Werk im Netz, kurz nachdem er es für 57,3 Millionen Dollar mit Aufgeld bei Christie’s ersteigert hatte. Eine dritte Partei hat bereits ein unwiderrufliches Gebot abgegeben, der Verkauf ist also sicher – und der satte Profit für Maezawa.
Für ein monumentales weißes Mobile von Alexander Calder, „39=50“ aus dem Jahr 1959, werden 10,5 bis 14,5 Millionen erwartet. Schneeflocken sollen die Inspiration gewesen sein. Auch bei Phillips tritt eine Schauspielerin im Siebdruck von Andy Warhol auf. „The Star (Greta Garbo as Mata Hari)“, entstanden 1981, soll sieben bis zehn Millionen Dollar erzielen. Zusammen mit den 249 Losen in der Tagesauktion strebt Phillips einen Saisonumsatz von 188,8 bis 236,7 Millionen Dollar an.